Abstract

Zusammenfassung Der Aufsatz versucht das schwierige Verhältnis der Deutschen zur Freiheit mit ihren historischen Erfahrungen und den geographischen Gegebenheiten zu erklären. Wenn die Freiheit, der wissenschaftlich-technische Fortschritt und die industrielle Revolution in Europa - kurz: “das europäische Wunder” - auf die politische Fragmentierung und den Wettbewerb zwischen den Herrschern zurückzuführen war, würde man erwarten, dass dieses “Wunder” vor allem von Deutschland - dem am stärksten fragmentierten Sprachraum - ausgegangen wäre. Führend waren jedoch zumeist andere Länder. Der Aufsatz zeigt, dass der Wettbewerb der Fürsten auch in Deutschland der Freiheit und der wirtschaftlichen Entwicklung förderlich war; gleichzeitig gab es jedoch Sonderfaktoren, die retardierend wirkten. Dazu gehörte die prekäre Lage in der Mitte des Kontinents und der Mangel an natürlichen Grenzen, welche viele verlustreiche Kriege zur Folge hatten. Je zersplitterter die weltliche Macht, desto einflussreicher ist überdies die Kirche. Das Verhältnis der Kirche zur wirtschaftlichen Freiheit ist ambivalent. Was die Deutschen von ihren Nachbarn unterscheidet, ist daher der tiefe Zwiespalt zwischen den freiheitlichen Anforderungen der äußeren Verhältnisse und ihren historisch geprägten Wertvorstellungen. Nach dem Zweiten Weltkrieg übernahm (West -) Deutschland von den Amerikanern zahlreiche Elemente einer freiheitlichen Wirtschaftspolitik. Die Analyse zeigt, dass das amerikanische Erbe nur in zwei dieser sieben Politikbereiche bewahrt wurde.

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