Abstract

Das Fumarat-Hydratase(FH)-defiziente Nierenzellkarzinom (NZK) ist eine distinkte Entität, welche eine biallelische Inaktivierung des FH-Gens zeigt, die konsekutiv mit einem Expressions- bzw. Funktionsverlust des FH-Proteins einhergeht. Diese Alteration führt zu einer Akkumulation des Onkometaboliten Fumarat im Citratzyklus und vielfältigen Störungen des Zellhaushaltes und der DNA-Prozessierung. Das FH-defiziente NZK zeigt häufig ein morphologisch überlappendes Spektrum mit papillären NZK (Typ 2), wobei typischerweise ein Wechsel verschiedener Wachstumsmuster inkl. tubulozystischer, kribriformer und/oder solider Differenzierung zu beobachten ist. Eine typische, jedoch nicht spezifische morphologische Eigenschaft sind die prominenten eosinophilen, Viruseinschlußkörperchen-artigen Nukleolen mit perinukleolärem Halo. Der immunhistochemische Verlust der FH-Expression untermauert die Diagnose, kann in seltenen Fällen jedoch erhalten sein. Zumeist zeigen FH-defiziente NZK ein sehr aggressives biologisches Verhalten mit oftmalig primärer Metastasierung bei Diagnosestellung. Die initiale Beschreibung erfolgte als NZK in Assoziation mit dem Hereditären-Leiomyomatose-und-Nierenzellkarzinom(HLRCC)-Syndrom, welches zusätzlich kutane und uterine Leiomyome umfasst. Aktuelle Daten zeigen jedoch auch einen steigenden Anteil an sporadischen Fällen, sodass eine Unterscheidung (hereditär vs. sporadisch) angemessen erscheint. Bisher sind wenige, aber vielversprechende Daten bezüglich wirksamer systemischer therapeutischer Optionen beschrieben. Zusammenfassend ist eine korrekte Diagnose aufgrund des typischerweise biologisch aggressiven Verhaltens, gegebenenfalls vom Standard abweichender therapeutischer Optionen und möglichem Indikator einer hereditären Erkrankung von großer Bedeutung.

Highlights

  • Screeningstudie auf Fumarate hydratase (FH)-Defizienz zeigte dabei in uterinen Leiomyomen eine breite Schwankung von Prävalenzen, je nach morphologischem Spektrum

  • Bei nachgewiesener hereditärer Assoziation werden in der Literatur Screeningkonzepte zur Früherkennung von NZK diskutiert [26]

  • Wyvekens N, Valtcheva N, Mischo A, Helmchen B, Hermanns T, Choschzick M, Hötker AM, Rauch A, Mühleisen B, Akhoundova D et al (2020) Novel morphological and genetic features of fumarate hydratase deficient renal cell carcinoma in hereditary leiomyomatosis and renal cell carcinoma (HLRCC) syndrome patients with a tailored therapeutic approach

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Summary

In diesem Beitrag

Das Fumarat-Hydratase(FH)-defiziente Nierenzellkarzinom (NZK) ist eine distinkte Entität, welche eine biallelische Inaktivierung des FH-Gens zeigt, die konsekutiv mit einem Expressions- bzw. Zusammenfassend ist eine korrekte Diagnose aufgrund des typischerweise biologisch aggressiven Verhaltens, gegebenenfalls vom Standard abweichender therapeutischer Optionen und möglichem Indikator einer hereditären Erkrankung von großer Bedeutung. Das Fumarat-Hydratase(FH)-defiziente Karzinom der Niere wurde aufgrund der häufig großen Ähnlichkeiten zu papillären Nierenzellkarzinomen (NZK) früher typischerweise im Spektrum papillärer NZK Typ 2 klassifiziert. Aufgrund der initialen Entdeckung im Rahmen einer hereditären Assoziation wurden diese Nierenzellkarzinome unter dem Namen des Hereditäre-Leiomyomatose-undNierenzellkarzinom-Syndrom-assoziierten Nierenzellkarzinoms (HLRCC-RCC) erstmals in die international gültige WHOKlassifikation für Tumoren des Harntraktes und der männlichen Geschlechtsorgane aufgenommen [1]. Aufgrund neuerer Daten, die auch einen nicht unerheblichen Anteil von sporadischen Fällen (bis 16 %) derartiger Nierenzellkarzinome zeigen [7], deutet sich in der Literatur ein Wechsel hin zum allgemeingültigen Namen des FH-defizienten Nierenzellkarzinoms an. Man geht zunehmend davon aus, dass in der Gruppe der papillären Karzinome des Typs 2 unterschiedliche Subtypen existieren, was zu einer Revision der Nomenklatur dieser Typen führen könnte

Morphologisches Spektrum und Diagnostik
Molekularpathologische Alterationen und ihre Folgen
Syndromale Assoziationen und ihre Identifikation
Einhaltung ethischer Richtlinien
Literatur
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