Abstract
HintergrundEine verminderte antithrombozytäre Prophylaxe („Low-Response [LR]“/„high on-treatment platelet reactivity [HPR]“) mit Acetylsalicylsäure (ASS) ist mit einem erhöhten Risiko für thrombembolische Ereignisse assoziiert. Die Prävalenz einer Low-Response ist mit ca. 20 % häufig und ein Therapieregime wurde bisher noch nicht etabliert. Das Ziel dieser prospektiven Studie war es, die Effektivität eines Therapieschemas zur Therapieanpassung bei detektierter LR/HPR bei gefäßchirurgischen Patienten zu evaluieren.MethodikInsgesamt wurden 36 gefäßchirurgischen Patienten mit einer antithrombozytären Dauermedikation mit ASS 100 mg/Tag und einer nachgewiesenen ASS-Low-Response (ALR) in die Studie eingeschlossen. Entsprechend dem festgelegten Therapieplan wurde bei diesen Patienten eine Therapieanpassung durchgeführt und eine Kontrollaggregometrie zur Erfolgskontrolle durchgeführt. Das verwendete Therapieschema folgte dem Test-and-treat-Prinzip. Zur Beurteilung der Wirkung von ASS diente die Impedanzaggregometrie mittels Mehrelektrodenaggregometer (Multiplate).ErgebnisseInsgesamt konnten alle 36 Patienten erfolgreich in eine Response überführt werden. Bei 32 (88,89 %) Patienten erfolgte eine Dosiserhöhung auf 300 mg ASS, 2 (5,56 %) Patienten wurden von ASS auf Clopidogrel umgestellt. Bei weiteren 2 (5,56 %) Patienten wurde auf eine orale Antikoagulation mit Phenprocoumon aufgrund anderer Indikationen umgestellt. Blutungskomplikationen oder Nebenwirkungen traten nicht auf.SchlussfolgerungDas gewählte Therapieschema zur Behandlung einer Low-Response erwies sich als effektiv und sicher bei gefäßchirurgischen Patienten. Überwiegend führte eine leitliniengerechte Dosiserhöhung der Prophylaxe von 100 mg auf 300 mg ASS zu einer effektiven Thrombozytenaggregationshemmung in der Aggregometrie.
Highlights
A decreased antiplatelet prophylaxis with acetylsalicylic acid (ASA) is associated with an increased risk of thromboembolic events
The prevalence of a LR is frequent with about 20% and a therapeutic regimen is not yet established
The aim of this prospective study was to evaluate the effectiveness of a therapeutic regimen for treatment adaptation when LR/HPR is detected in vascular surgery patients
Summary
ASS ist nach wie vor das am häufigsten verwendete Medikament in der primären und sekundären Prophylaxe kardiovaskulärer Patienten. Allerdings gibt es eine individuelle Wirkungsschwankung der Medikation mit einer unzureichenden Thrombozytenhemmung (Low-Response) in der Aggregometrie. In der sekundären und tertiären Prophylaxe einer koronaren oder peripheren arteriellen Verschlusserkrankung wird Acetylsalicylsäure (ASS) oder Clopidogrel von den Fachgesellschaften zum Schutz vor thrombembolischen Ereignissen empfohlen [1, 2]. Die Prävalenz dieser Therapieversager schwankt in der Literatur und ist in der aktuellen Diskussion bei gefäßchirurgischen Patienten unterrepräsentiert. Wie allerdings mit einer solchen ineffektiven Medikation umzugehen ist und welche therapeutischen Maßnahmen bei solchen Patienten zu treffen sind, ist bisher nicht einheitlich geregelt. Aufgrund der hohen klinischen Relevanz einer ineffektiven thrombembolischen Prophylaxe wurde im Rahmen dieser Studie ein Therapieschema zur Behandlung einer detektierten ALR an gefäßchirurgischen Patienten evaluiert
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