Abstract

Einleitung: Glukosetoleranzstörungen gehören zu den häufigsten Erkrankungen in der Schwangerschaft. Die mit ihnen verbundenen Risiken betreffen Mutter und Kind. Die Diagnosestellung erfolgt anhand biochemischer Parameter, z.B. dem oralen Glukosetoleranztest (oGTT). Allerdings herrscht über die zu verwendenden Kohlenhydratdonatoren und die jeweiligen Grenzwerte Uneinigkeit, die u.a. für die weltweit unterschiedlichen Angaben über die Häufigkeit dieser Erkrankung von 1-12% verantwortlich ist. Um Gestationsdia-betikerinnen möglichst frühzeitig zu entdecken und zu therapieren, wurde in vielen Ländern ein 50g-Screeningtest eingeführt. Bei diesem Test bekommt jede Schwangere zwischen der 24. und 28. Schwangerschaftswoche ohne Berücksichtigung der letzten Mahlzeit und der Tageszeit 50 g Oligosaccharid, gelöst in 200 ml Flüssigkeit. Nach einer Stunde wlrd die Blutglukosekonzentration gemessen, bei Überschreiten von 140mg/dl soil nach den Empfehlungen der Deutschen Diabetes Gesellschaft ein oGTT durchgeführt werden. Material und Methoden: In einer prospektiven Studie solite an einer unselektierten Patient^nnengruppe von 1416 Patientinnen die Häufigkeit dieser Erkrankurrg geprüft werden. Folgende Fragen sollten beantwortet werden: 1. Rechtfertigt die Häufigkeit des Gestationsdiabetes die Einführung eines generellen Screenings in Deutschland? 2,Sind klinisch relevante Auswirkungen einer ausbleibenden Behandlung nachweisbar? 3. Ist die Komplikationsrate bei Patientinnen mit einer „Impaired glucose tolerance“ (IGT) gegenüber dem Normalkollektiv erhöht? Hierzu wurden alle Schwangerenakten postpartal durchgesehen, um auch die nachfolgend erkrankten Patientinnen aufzudecken. Ergebnisse: 26.3% (372/1416) der Patientinnen wiesen einen erhöhten Screeningwert auf. Von diesen ließen 264 einen oGTT durchführen, 108 erschienen aus verschiedenen Gründen nicht zur weiteren Diagnostik. Bei 38% (100/264) wurde durch den nachfolgend durchgeführten oGTT ein Gestationsdiabetes diagnostiziert, 27% (71/264) hatten zumindest einen erhöhten Wert (IGT). Von 50 Patientinnen mit normalem Screeningergebnis wurde aufgrund einer klinischen Diagnose ein oGTT durchgeführt. dieser bewies bei 7 (14%) Patientinnen ebenfalls einen Gestationsdiabetes. Die Gesamthäufigkeit des Gestationsdiabetes in dem untersuchten Kollektiv betrug demnacti 8.2% (107/1308). Dabei ließen sich nationalitätsspezifische Unterschiede nachweisen. Aus den untersuchten Patientinnen ließen sich sechs Gruppen bilden (Kontrollgruppe, IGT, GDM, Gruppe mit ausschließlich erhöhtem Screening bzw. ausschließlich erhöhtem oGTT, Gruppe ohne Therapie), an denen sich Unterschiede hinsichtlich anthropometrischer Daten sowie im outcome, gemessen an der Rate vaginal-operativer Entbindungen sowie Schnittentbindungen, dem Kindsgewicht und der Anzahl von Neugeborenenverlegungen und der Entwicklung einer schwa ngerschaftsinduzierten Hypertonie, nachweisen ließen. Ferner wird gezeigt. daß auch die Patientinnen mit nur einem erhöhten Wert (IGT) einer strafferen Stoffwechsel-führung bedürfen. Schlußfolgerung: Anhand der Auswertung klinischer Parameter in den sechs Gruppen verdeutlicht die vorliegende Studie die Notwendigkeit der Einführung des 50g-Screeningtests in Deutschland und damit seine Aufnahme in die Mutterschaftsrichtlinien. Es gibt keinen Grund, den in Deutschland lebenden Patientinnen diesen Test weiterhin vorzuenthalten.

Full Text
Published version (Free)

Talk to us

Join us for a 30 min session where you can share your feedback and ask us any queries you have

Schedule a call