Abstract

An der Jahreswende 1900/1901 legte die Expedition Sieglin eine unterirdische Grabanlage in Gabbari am Westhafen von Alexandria frei. In der Kammer mit den wichtigsten Grablegen konnten zwei Bemalungsphasen festgestellt werden. Die altere entspricht den Wanddekorationen mit Schirmkandelabern, die an der Wende vom 1. zum 2. Jh. in der romischen Welt verwendet wurden. Die jungere zeigt agyptisierende Motive. Der datierbare Befund gibt Anlass, die Entwicklung der herausgehobenen Graber in den alexandrinischen Hypogaen zu verfolgen: Aus hellenistischen Klinengrabern in Adikulanischen wurden am Beginn der Kaiserzeit Kistengraber in von Pilastern gerahmten Nischen, die als Dreigraberkammer angeordnet werden konnten. Im 2. Jh. wurden die Graber als Girlandensarkophage gestaltet und von einem Bogen uberfangen. Die agyptisierenden Ausstattungen, die ebenfalls in dieser Zeit haufig werden, lassen auf genaue Kenntnisse agyptischer Jenseitsvorstellungen schliesen. Die Auswahl der Motive erfolgte jedoch nicht im Hinblick auf eine ›Wiedergeburt‹, sondern unter dem Aspekt des gottlichen Schutzes fur den Toten im Grab, wie bei gleichzeitigen, nicht-agyptisierenden Grabbildern auch.

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