Abstract

ZusammenfassungIm März 1986 veranstalteten verschiedene ‚ökologiebewegte‘ Institutionen in Heidelberg ein öffentliches Fachsymposion mit dem Titel „Die ungeklärten Gefahrenpotentiale der Gentechnologie“, auf dem internationale Wissenschaftler*innen unterschiedlichster Disziplinen referierten. Anhand dieses Fachsymposions zeigt der Artikel, wie sich das öffentliche Auftreten von Wissenschaftler*innen als eine Form von politischem Aktivismus lesen lässt. Anhand dieser Perspektive wird herausgearbeitet, wie Biolog*innen, Chemiker*innen, Mediziner*innen, Rechts- und Politikwissenschaftler*innen politische Botschaften zu platzieren suchten, indem sie sich gerade als unabhängige Wissenschaftler*innen in Szene setzten. Das Heidelberger Fachsymposion, so die vertretene These, war darum beides: ein Ort der Wissenschaftsvermittlung und der politischen Agitation, und das in einer Zeit, da die schwarz-gelbe Bundesregierung an einer Gentechnikgesetzgebung arbeitete und auf unabhängige Expertisen angewiesen war. Der Beitrag macht deutlich, wie der Rekurs auf wissenschaftliche Unabhängigkeit zu einer Strategie in der kontroversen Debatte um den Einsatz von Gentechnik wurde. Er nimmt dabei eine Dimension politisch-wissenschaftlicher Aktivität in den Blick, die das in der Wissenschaftsgeschichte etablierte Expert*innen-Konzept nicht berücksichtigt.

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