Abstract

Zusammenfassung Die Proteste in Chile, die am 18. Oktober 2019 begannen und seit der Coronakrise teilweise zum Stillstand gekommen sind, haben die Form einer sozialen Eruption, die bis heute bedeutende Konsequenzen zeigt. Wie ist aber dieses Ereignis soziologisch zu verstehen? – dies ist die leitende Frage des vorliegenden Artikels. Trotz des Risikos einer vorschnell entwickelten Betrachtung der Problematik sollen einige Reflexionen hierzu angestellt werden. Diese basieren auf einer heterodoxen Verbindung der theoretischen Ansätze von Karl Marx und Niklas Luhmann, welche die Entwicklung eines systematischen Beobachtungsrahmens ermöglicht, um die objektiven Auslöser der „Konzentrationskrise“ zu erfassen, in welche die Gesellschaft – in diesem Fall die chilenische – verwickelt ist und unter der die darin involvierten Personen leiden. Die hier vorgestellten Beobachtungen zielen darauf ab, die Form, die eine solche Konzentration annimmt, zu untersuchen, nämlich: die Konzentration der Partizipation an den Leistungen der verschiedenen gesellschaftlichen Systeme. Diese Art der Konzentration, die in Chile auf das Äußerste getrieben worden ist, trägt zur Erzeugung von Stratifikationsschemata bei, homogenisiert die Vielfalt der Optionen und Selektionen der Systeme und führt – sobald sie in Trägheitsspiralen verfangen bleibt – zu Krisenszenarien wie demjenigen, das in Chile festzustellen ist. Noch in dieser latenten kritischen Entwicklung steckend wird am Ende aber wohl klar werden, dass nur eine allgemeine Entscheidung, die sich gegen die Logik der Konzentration richtet, einen realen Ausweg aus dem beobachteten Konflikt bieten könnte.

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