Abstract

Die Umstrukturierung der Telekommunikation in Osteuropa erfolgt zu einer Zeit, da die traditionellen Industriestrukturen weltweit auseinanderbrechen. Im Sozialismus war Telekommunikation keine Wirtschaftstatigkeit, sondern ein von der Partei und dem Staat geschaffenes Instrument zur Regulierung von Informationsflussen. In Osteuropa werden seit 1990 spezifisch „post-sozialistische“ Reformschritte unternommen, die die westeuropaischen Reformbemuhungen der letzten Jahrzehnten in Ausmas und Geschwindigkeit oftmals ubertreffen. Samtliche Lander betreiben eine aktive Deregulierung und Unternehmisierung. Dies fuhrt zu erheblicher technischer Modernisierung und zu einer weitgehenden Marktsegmentierung in der Telekommunikation. Auslandische Direktinvestitionen und Technologietransfers tragen erheblich zur Entwicklung nationaler Netze und Dienstleistungen bei. Gleichzeitig wachst das soziale Gefalle zwischen den wohlhabenden Nutzniesern moderner Telekommunikation und weiten Schichten der Bevolkerung, fur die selbst Telephongesprache zu einem Luxusgut geworden sind. In diesem Papier vertreten wir die These, das die Reformen in der Telekommunikation in Osteuropa sich nicht an bestehenden Modellen orientieren, sondern ihrerseits zu einer Referenzgrose fur weitere Reformbemuhungen weltweit werden konnen, insbesondere in Westeuropa. Die fortgeschrittenen Reformstaaten Osteuropas stehen vor einem Quantensprung von sozialistischer Nachkriegstechnik zu weltweit fuhrenden Technologiestandards. Was die Entwicklung der Industriestrukturen angeht, so last sich in Osteuropa am klarsten erkennen, das das Zeitalter des klassischen Telekommunikationssektors voruber ist. In Zukunft werden spezialisierte Telekommunikationsdienstleistungen verbleiben, die sich in den wesentlich umfassenderen Informationssektor integrieren werden. Es wird auch zu einer starkeren sozialen Segmentierung der Nutzer des Informationssektors kommen. Das Papier reist abschliesend zwei aktuelle wirtschaftspolitische Problembereiche an: zum einen die Beziehung zwischen Regulierungsmodi und Strukturreform, zum anderen die Rolle der Wissenschafts- und Technologiepolitik zur Begleitung des Reformprozesses.

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