Abstract

ZusammenfassungDer Beitrag lotet die Anforderungen an eine Theorie der Verantwortung im Anthropozän aus. Dafür kartiert er zunächst drei soziologische Thematisierungsstränge von Verantwortung in den Debatten um ökologische Krisen. Diese Zugänge lassen Verantwortung in Zurechenbarkeit aufgehen und verfahren tendenziell individualisierend und ethisierend, moralisierend und generalisierend oder abstrahierend und entpolitisierend. Um diese Fallstricke zu umgehen, befragt der Beitrag die Verantwortungsethik von Hans Jonas und leitet aus dessen Position drei Herausforderungen für eine Theorie der Verantwortung im Anthropozän ab: Die angemessene Anthropozentrismuskritik, den Vorrang der „Sache“ in Verantwortungsbeziehungen und die Frage der apokalyptischen Untermauerung. Diese Herausforderungen diskutiert der Artikel im Anschluss an alteritätstheoretische Perspektiven. Er schlägt ein „Prinzip Antworten“ vor, das Verantwortung nicht in Responsibilisierung aufgehen lässt, sondern als Prozesse des Antwortens auf die Welt und mit der Welt begreift. In verantwortungsethischen Einlassungen dieser Art sind Infragestellungen des Eigenen von zentraler Bedeutung. Entgegen einer Verantwortungsübernahme aus Furcht vor der Apokalypse geht diese Perspektive von ethischen Begegnungen in der postapokalyptischen Situation des Anthropozäns aus, die „unsere“ spezifischen Verortungen in der Welt ins Zentrum ethischer Erwägungen stellen.

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