Abstract
ZusammenfassungJugendliche sind in den vergangenen Jahren zwischen Covid-19-Pandemie, Krieg und Klimakrise aufgewachsen und viele von ihnen nehmen eine zunehmende Krisenverdichtung wahr. Diese Wahrnehmung wirkt sich auf ihre psychische und soziale Situation aus, im Nachgang der Covid-19-Pandemie zeigt sich ein starker Anstieg psychischer Belastungssymptome beispielsweise in Form von Angststörungen und depressiven Verstimmungen. Das besonders junge Menschen von den Auswirkungen betroffen sind, liegt auch an ihrer spezifischen Vulnerabilität in der Adoleszenz. Diese Phase erfordert die Bewältigung spezifischer Entwicklungsaufgaben, z. B. die Ablösung von den Eltern bzw. erwachsenen Bezugspersonen, die psychische Grundkonflikte wie den Autonomie-Abhängigkeitskonflikt reaktivieren, mit Bewusst- und Unbewusstmachungen einhergehen. Die erfolgreiche Aushandlung dieser Konflikte erfordert stabile Beziehungsfundamente, die jedoch durch gesellschaftliche Krisendynamiken erschüttert werden können. Im Lichte medial vermittelter Ideologien können autoritäre „Lösungen“ gefunden und angeeignet werden.Der vorliegende Artikel verfolgt folgende Fragestellungen: (1) Wie findet die gesellschaftliche Krisendynamik derzeit in der alltäglichen Lebenswirklichkeit von jungen Menschen Ausdruck? (2) Welche adoleszenten Konflikte zeigen sich dabei auf bewusster und unbewusster Ebene? (3) Wie hängen diese Konflikte mit autoritären Dynamiken und Radikalisierungspotentialen zusammen? Nach einer theoretischen Einführung (Kap. 2) wird diesen Fragen anhand einer empirischen Fallanalyse durch die Interpretation einer Gruppendiskussionen nachgegangen, die mit zwei Jugendlichen in Leipzig durchgeführt wurde (Kap. 4). Der dabei genutzte transdisziplinäre und konflikttheoretische Forschungsansatz der psychoanalytischen Sozialpsychologie bedingt sowohl die Erhebungsmethode der Gruppendiskussion als auch die Auswertungsmethode der tiefenhermeneutischen Interpretation (Kap. 3.). Der Fokus in der Diskussion der Ergebnisse liegt ausgehend von der Interpretation des Materials auf der psychischen Bedeutung von gesellschaftlichen Krisenerfahrungen, exemplarisch aufgezeigt anhand der Covid-19-Pandemie (Abschn. 5.1.) und den Beziehungserfahrungen in den Sozialen Medien (Abschn. 5.2.). Diskutiert werden die darin aufscheinenden autoritären Dynamiken und Radikalisierungspotentiale (Abschn. 5.3.).
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