Abstract
Die Bestimmung des basalen TSH-Wertes ist grundlegender Bestandteil jeder Schilddrüsendiagnostik. Da selbst latente Funktionsstörungen oftmals Symptome auslösen bzw. mit erhöhten gesundheitlichen Risiken verbunden und somit behandlungsbedürftig sind, kommt der Interpretation dieses Laborparameters eine entscheidende Bedeutung zu. Bei der Abgrenzung pathologischer Befunde von Normvarianten sind zahlreiche Faktoren zu berücksichtigen, die den TSH-Spiegel beeinflussen können. Neben physiologischen Vorgängen, wie dem zirkadianen Rhythmus der TSH-Sekretion oder Veränderungen des Hormonstatus und der Bindungsproteine während einer Schwangerschaft, können sich unter anderem auch ein reduzierter Allgemeinzustand bei schweren Erkrankungen, Medikamente und die Ernährung auf den TSH-Wert auswirken. Andererseits ist bei dessen Beurteilung auch der Referenzbereich, der zur Zeit Gegenstand umfangreicher Diskussionen und zahlreicher neuer Studien ist, von entscheidender Bedeutung. In den USA und anderen seit langem gut iodversorgten Gebieten wurden mit der Verfügbarkeit empfindlicherer Methoden zur Detektion schilddrüsenspezifischer Antikörper vermehrt Autoimmunthyreopathien bei TSH-Werten im oberen Normbereich nachgewiesen. Auch entwickelten sich in dieser Gruppe deutlich häufiger manifeste Hypothyreosen. Daher erfolgte dort in den letzten Jahren eine Herabsetzung des oberen Grenzwertes zur Ausklammerung dieser formal pathologischen Befunde. In Deutschland führte die erst ab dem vergangenen Jahrzehnt verbesserte alimentäre Iodzufuhr unabhängig davon zu einem Anstieg der Mediane des TSH-Spiegels im Sinne einer „Rechtsverschiebung” des Referenzbereichs. Neben den physiologischen Grundlagen des Hormons sowie einem Überblick über die analytischen Verfahren beschreibt diese Übersichtsarbeit die bei der Interpretation des basalen TSH-Spiegels zu beachtenden Faktoren. Einen Schwerpunkt bildet dabei die Diskussion um die Anpassung des oberen und unteren TSH-Grenzwertes unter Berücksichtigung der jüngsten Studien. Ferner wird ein Verfahren zur Berechnung der oberen TSH-Referenzgrenze bei Kindern vorgestellt.
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