Abstract

Die Massenmedien haben das Virus SARS-CoV‑2 zu einem Weltereignis gemacht. Das Volumen und die Kongruenz der journalistischen Themenauswahl übersteigen nicht nur in Deutschland das bereits hohe Niveau der H1N1-Pandemie 2009 in allen Medien um ein Vielfaches. In diesem Diskussionsartikel werden Herausforderungen für den Journalismus thematisiert, die sich bei der Berichterstattung über die wissenschaftlichen Aspekte der COVID-19-Pandemie ergeben haben.Zu Beginn der Pandemie herrschte aufgrund einer zunächst unzureichenden Faktenlage eine echte epistemische Unsicherheit vor. In vielen Redaktionen mangelte es an professionellen Routinen für einen kompetenten Umgang mit vorläufigen Forschungsergebnissen und für das Erkennen von wissenschaftlicher Reputation von Forschenden. Auch stellte der Umgang mit wissenschaftlichen Fachbeiträgen, die noch kein Peer-Review durchlaufen haben (Preprints), eine erhebliche Herausforderung dar. Wo das Peer-Review entfällt, müssen Wissenschaftsjournalist*innen andere Indikatoren heranziehen, um die Qualität und Relevanz einer Forschungspublikation einschätzen und wertvolle Beiträge von bloßem „Hype“ unterscheiden zu können.Die beobachteten Phänomene während der Pandemieberichterstattung zeigen, wie unverzichtbar professioneller Wissenschaftsjournalismus in der Demokratie ist, weil nur so nichtwissenschaftliche Publika richtige und wichtige wissenschaftliche Inhalte einordnen können und informiertes Vertrauen in Wissenschaft entwickeln können.

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