ZusammenfassungIm Zuge eines archäologischen Surveys im römischen Marmorsteinbruchrevier Spitzelofen im Jahr 2021 wurden unter anderen zwei Steinmetzwerkzeuge gefunden, welche die bisherige Anzahl von über 30 Steinbruchwerkzeugen von dieser Lagerstätte erweitern. Bei den Neufunden handelt es sich um Werkzeuge für die eigentliche Steinbearbeitung, d. h. für das Zurichten der abgekeilten bzw. herausgebrochenen Steinblöcke zu Roh- bzw. Halbfertigprodukten: ein zweibahniger Hammer mit ausschwingenden Enden und ein schmaler Breitmeißel. Der Hammer (lat. malleus) kann einem Hammertyp zugewiesen werden, der als archäologisches Fundstück rar, jedoch in einigen Reliefdarstellungen, zumeist auf Grabdenkmalen, von der Zeitenwende bis zum Ende des 3. Jahrhunderts n. Chr. nachzuweisen ist. Auf diesen Grabdenkmalen erscheint dieser Hammertyp stets als Teil eines Werkzeugsets, zumeist mit Messwerkzeugen und Meißeln (lat. scalpra) kombiniert. Die dargestellten Werkzeuge kennzeichnen – in einem Fall auch durch die Grabinschrift belegt – das berufliche Umfeld des Verstorbenen als Marmorarius, als eine mit Marmor arbeitende Person, dessen Arbeitsbereich sich von der Steingewinnung bis zur Herstellung von Objekten und Bauten aus Marmor erstrecken kann. Entgegen der häufigen Annahme, dass sich Werkzeuge der Steinbearbeitung bis zur Neuzeit kaum verändert haben, zeigen sie doch charakteristische Eigenschaften ihrer Zeit.
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