ZusammenfassungHintergrundUnsere Studie fokussiert auf die Entwicklung der erkrankungsfreien Lebensjahre in Bezug auf 2 Erkrankungsgruppen mit hoher Public-Health-Relevanz: Muskel-Skelett- (MSE) und Herz-Kreislauf-Erkrankungen (HKE). Vor dem Hintergrund der steigenden Lebensarbeitszeit wird die Entwicklung der erkrankungsfreien Jahre der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter und der Erwerbstätigen verglichen und Unterschiede zwischen den Berufsgruppen beleuchtet.MethodenDie Studie basiert auf den Daten der AOK Niedersachsen (N = 2.001.225). Die Erkrankungsfälle werden anhand der Diagnosedaten ermittelt. Die erwarteten Jahre frei von MSE und HKE werden mit Multistate-Life-Table-Analysen für 3 Perioden zwischen 2006 und 2018 berechnet. Die Berufsgruppe wird über den Berufsschlüssel definiert und in 3 Gruppen unterteilt: 1) Un- und Angelernte, 2) Fachkräfte und Spezialisten, 3) Hochqualifizierte.ErgebnisseDie Lebensjahre frei von MSE nahmen in der Allgemeinbevölkerung und unter den Erwerbstätigen deutlich ab. Die stärkste Verringerung zeigte sich in der höherqualifizierten Berufsgruppe. Die Lebensjahre frei von HKE stiegen in der Allgemeinbevölkerung im Zeitverlauf. Die Zunahmen waren unter den Erwerbstätigen geringer, sie wurden nur bei Männern in un- und angelernter Tätigkeit verzeichnet.DiskussionDie Studie zeigt, dass sich die erkrankungsfreien Jahre unter den Erwerbstätigen teilweise schlechter als in der Allgemeinbevölkerung entwickelten. Für die untersuchten Erkrankungsgruppen MSE und HKE bestehen deutliche Ungleichheiten zwischen den Berufsgruppen, die sich im Zeitverlauf etwas verringerten. Die Ungleichheiten und die Abnahme der Jahre frei von MSE belegen die hohe Public-Health-Relevanz und den Bedarf an Präventionsmaßnahmen zur Vermeidung von HKE und MSE im erwerbsfähigen Alter.
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