Komplikationen nach Hüftendoprothesen-Operationen treten mit einer Häufigkeit von ca. 1-2 % nach Erstoperation und ca. 3-5 % nach Revisionsoperation auf und kommen nach Knieendoprothesen-Operationen noch etwas häufiger vor. Dabei kommt der Differenzierung einer aseptischen Lockerung von einer bakteriellen Protheseninfektion besondere Bedeutung zu. Bei einer aseptischen Prothesenlockerung ist üblicherweise ein einzeitiger Prothesenwechsel möglich. Liegt dagegen eine Keimbesiedelung der Prothese vor, sollte zunächst sämtliches Fremdmaterial ausgebaut werden, damit eine Sanierung der Infektion ermöglicht wird. Erst bei einer nachgewiesenen lokalen Keimfreiheit kann schließlich die neue Prothese im Intervall eingesetzt werden. Die Diagnostik und Therapie der schmerzhaften Hüft- oder Knie-TEP ist schwierig, weil Anamnese, klinische Untersuchung, Ergebnisse der Labordiagnostik einschließlich bakteriologischer Untersuchung von Punktionsmaterial und die Ergebnisse radiologischer Untersuchungen oftmals nicht eindeutige Ergebnisse liefern. Im Laufe der Jahre wurden eine Vielzahl von nuklearmedizinischen Untersuchungen vorgestellt, um bei der schmerzhaften Hüft- oder Knie-TEP eine aseptische Prothesenlockerung von einer Prothesenentzündung zu differenzieren. Keine nuklearmedizinische Methode schneidet überragend ab. In der internationalen Literatur wird immer wieder auf die kombinierte Entzündungs- und Knochenmarkdiagnostik mit markierten Leukozyten und 99mTc-Schwefelkolloid als beste Methode bei dieser Fragestellung hingewiesen. In Deutschland ist die Methode in der publizierten Form nicht verfügbar, zudem ist die Methode zeitaufwendig, kostenintensiv und erfordert den direkten Umgang mit Blut. Daher ist zur Abklärung die Entzündungsszintigrafie mit markierten Antikörpern bzw. Antikörperfragmenten für die meisten Nuklearmediziner derzeit die Methode der ersten Wahl, wobei bei semiquantitativer Auswertung eine vergleichbare diagnostische Genauigkeit erreichbar ist. 18F-FDG-PET kann letztendlich nicht sicher zwischen Abriebmaterial, welches eine abakterielle Entzündung hervorruft und einer septischen Entzündung unterscheiden, wenngleich eine Bewertung des Anreicherungsmusters an der Hüfte eine durchaus akzeptable Differenzierung erlaubt. Auch kann ein unauffälliger 18F-FDG-PET-Befund eine Entzündung mit hoher diagnostischer Genauigkeit ausschließen. Am Knie ist eine vergleichbare Bewertung des 18F-FDG-Anreicherungsmusters bisher nicht gelungen, weshalb die Entzündungsszintigrafie mit markierten Antikörpern bzw. Antikörperfragmenten für die meisten Nuklearmediziner auch hier die Methode der ersten Wahl darstellen dürfte. Durchaus enttäuschend ist, dass ein prinzipiell attraktiver Ansatz, mit 99mTc-Ciprofloxacin eine Infektion sicher zu diagnostizieren, nicht zu den erhofften exzellenten Resultaten geführt hat. Es ist festzustellen, dass kein nuklearmedizinisches Verfahren einen direkten Erregernachweis führen kann. Daher ist es erforderlich, die Limitationen der nuklearmedizinischen Diagnostik zu kennen. Um zu einer klinischen Problemlösung zu gelangen, sind vor allem klinische Erfahrung und die zusammenschauende Wertung von Anamnese, klinischen Befunden und Ergebnissen der aufgeführten Untersuchungsmethoden erforderlich. Auch die nicht-nuklearmedizinischen Untersuchungsmethoden sind weit davon entfernt, immer eindeutige und richtige Ergebnisse zu liefern. Die zusammenschauende Wertung macht es jedoch möglich, mit hoher klinischer Treffsicherheit eher die aseptische Prothesenlockerung oder eher die Protheseninfektion zu erkennen. Bei nicht eindeutiger Festlegung soll nicht vergessen werden, dass Verlaufsuntersuchungen die Differenzialdiagnose ermöglichen können. Insbesondere ist es nicht nachzuvollziehen, wenn aus einem überbewerteten Strahlenrisiko oder unbegründeter Strahlenangst medizinisch indizierte nuklearmedizinische Untersuchungen bei den typischerweise älteren Patienten nicht vorgenommen werden. Die reale Einbuße an Lebensqualität und die real existierenden Gefährdungen durch eine nicht ordnungsgemäß funktionierende Hüft- oder Knieendoprothese überwiegen bei weitem gegenüber einem theoretischen, in die Zukunft extrapolierten Strahlenrisiko.