AbstractWährend Azide mit einfachen Alkenen nur unter harschen Bedingungen reagieren, reagiert ein Diboranalogon eines Alkens, das zweifach durch cyclische Alkyl(amino)carbene (CAAC) stabilisierte Dicyanodiboren 1, spontan mit organischen Aziden (7–10 Äq.) bei Raumtemperatur, um zwei Äquivalente stabiler CAAC‐stabilisierter Imino(cyano)borane (2‐R) zu ergeben. NMR‐spektroskopische Kontrollen der Reaktionsmischungen zeigen die anfängliche Bildung einer 1 : 1‐Mischung aus 2‐R und einem relativ langlebigen Zwischenprodukt (Int), welches in Gegenwart von überschüssigem Azid in ein zweites Äquivalent 2‐R umgewandelt wird. In Abwesenheit von überschüssigem Azid zersetzt sich Int jedoch zu 3, dem Produkt einer intramolekularen C−H‐Bindungsaktivierung durch eine mutmaßlich zweifach koordinierte Borylen‐Zwischenstufe, „(CAAC)B(CN)“. Mechanistische Erkenntnisse aus Abfangexperimenten, NMR‐spektroskopischen und hochauflösenden Massenspektrometrie‐Daten sowie DFT‐Berechnungen zeigen, dass Int das endständige Borylen‐Stickstoff‐Addukt [(CAAC)B(CN)(η1‐N2)] ist. Die Bildung der Iminoborane 2‐R aus Diboren 1 und RN3 erfolgt über eine Azid‐Diboren‐Huisgen‐[3+2]‐Cycloaddition, gefolgt von einer [3+2]‐Cycloreversion, wobei 2‐R und [(CAAC)B(CN)(η1‐N2)] entstehen. Letzteres durchläuft dann entweder eine N2‐Abspaltung und intramolekulare C−H‐Bindungsaktivierung zur Bildung von 3 oder eine Staudinger‐artige Reaktion mit einem zweiten Äquivalent Azid zur Bildung eines zweiten Äquivalents des Iminoborans 2‐R.
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