HintergrundIn der Praxis liegt das unilaterale Einsilberverstehen mit Hörgerät bei 65 dB SPL (EV65(HG)) häufig unter dem maximalen Einsilberverstehen aus dem Sprachaudiogramm (mEV), insbesondere bei Hörgeräteträgern mit hochgradigem Hörverlust. Diese Arbeit zielte darauf ab, den Wirkungsgrad Q der Hörgeräteversorgung, den Quotienten aus EV65(HG) und mEV, bei Hörgeräteträgern mit hochgradigem bis an Taubheit grenzendem Hörverlust zu untersuchen.Material und MethodenEs wurden Daten aus In-situ-Messungen, dem Reinton- und Sprachaudiogramm und dem Sprachverstehen mit und ohne Hörgerät von 93 Ohren von 64 Patienten ausgewertet. Die Patienten stellten sich im Jahr 2019 für eine Hörgerätekontrolle in unserem Hörzentrum vor. Es wurden die Abweichung der in-situ gemessenen frequenzabhängigen Ausgangspegelwerte von den Zielvorgaben der präskriptiven Anpassformeln NAL-NL2 und DSL v5.0 analysiert. Für die Parameter EV65(HG) und Q wurden jeweils die Spearman-Korrelationskoeffizienten für den Sprachverständlichkeitsindex (SII) berechnet.ErgebnisseBei mehr als 67 % der Hörgeräteeinstellungen stimmten die Ausgangspegelwerte mit den Zielkurven für NAL-NL2 oder DSL v5.0 im Bereich von ±5 dB für Frequenzen von 0,5 bis 4 kHz für 65 dB SPL überein. Trotzdem wurde das mEV mit Hörgerät bei 65 dB SPL nicht erreicht (mittlere Abweichungen: 34,4 %). EV65(HG) und Q waren jedoch am besten, wenn Zielwerte für DSL v5.0 bei 65 dB SPL erreicht wurden, was mit einem höheren SII einhergeht.SchlussfolgerungFür Hörgeräteträger mit hochgradigem bis an Taubheit grenzendem Hörverlust führen die Anpassformeln NAL-NL2 und DSL v5.0 nicht zu einer solchen Verstärkung, dass bei Alltagssprache von 65 dB SPL das mEV erreicht wird. Es bleibt zu untersuchen, ob alternative Präskriptionen mit besserer Hörbarkeit für Eingangspegel von 50 und 65 dB SPL den Wirkungsgrad der Hörgeräteversorgung verbessern könnten.
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