HintergrundSchwere Infektionen stellen aufgrund der häufigen Komplikationen und hohen Sterblichkeit eine große klinische Herausforderung dar.Ziel der Arbeit (Fragestellung)Am Beispiel der Sepsis, gramnegativer Blutstrominfektionen und COVID-19 sollen Anwendung und Bedeutung von Antibiotic Stewardship(ABS)-Strategien im Kontext schwerer Infektionen erläutert werden.Material und MethodeEs erfolgen die Zusammenfassung der aktuellen Literatur und Empfehlungen mit Fokus auf klinische ABS-Implikationen bei schweren Infektionen wie Sepsis, gramnegativen Blutstrominfektionen und COVID-19.ErgebnisseDie aktualisierte Sepsis-Leitlinie schlägt ein differenziertes Vorgehen zum Beginn der Antibiotikatherapie bei Patient*innen mit Sepsis, aber ohne Schock vor. Bei unsicherer Diagnose und bei fehlendem Schock kann der Zeitraum bis zur Einleitung der Antibiotikatherapie auf 3 h ausgedehnt werden. In dieser Zeit gilt es, die Differenzialdiagnostik und ein adäquates mikrobiologisches Sampling zu komplettieren, um eine Antibiotikatherapie aufgrund belastbarer Befunde zu initiieren oder alternativ zu verwerfen. Bei unkomplizierten gramnegativen Blutstrominfektionen ist eine 7‑tägige antibiotische Therapie ausreichend. Eine regelhafte Kombinationstherapie bei Blutstrominfektionen mit Pseudomonas aeruginosa ist aufgrund der bisher vorliegenden Daten nicht erforderlich. Bakterielle Koinfektionen bei COVID-19 sind selten. Eine prophylaktische antibiotische Therapie ist daher nicht gerechtfertigt. Bakterielle Sekundärinfektionen (> 48 h nach Hospitalisierung) treten v. a. bei kritisch kranken COVID-19-Patient*innen auf. Bei pulmonalen Ko- oder Sekundärinfektion ist ein therapeutisches Vorgehen entsprechend den Pneumonie-Leitlinien geboten.SchlussfolgerungenTrotz der Schwere und Komplexität der genannten Infektionen gelten die grundlegenden Prinzipien des Antibiotic Stewardship (ABS) im Sinne einer rationalen Antiinfektivaverordnung hinsichtlich Substanz, Dosis und Dauer der Therapie.