Androgenisierungserscheinungen der Haut können aufgrund einer Hyperandrogenämie, einer vermehrten lokalen Androgenbildung in der Haut oder wegen einer „Hypersensitivität” der Haut gegenüber Androgenen entstehen. Wichtigster pathogenetischer Faktor ist neben einer Erhöhung der Serumkonzentration des gesamten und freien Testosterons eine verstärkte lokale Aktivität der 5α-Reduktase, zu deren Diagnose das Serum-Androstandiolglucuronid jedoch nicht geeignet ist. Alle östrogendominanten Ovulationshemmer bewirken bei 60 - 80 % der Frauen mit Akne und Seborrhö eine Besserung, wobei etwa die Hälfte des Therapieerfolgs auf einen Plazeboeffekt zurückgeführt werden kann. Vermutlich führt die Teilnahme an einer Studie zu einer sorgfältigeren Hautpflege und Vermeidung aknefördernder Faktoren. Die günstige Wirkung der oralen Kontrazeptiva beruht auf einer Senkung der ovariellen und adrenalen Produktion der Androgene und Androgenpräkursoren, einer Erhöhung des SHBG sowie auf einem lokalen Effekt des Ethinylestradiols und der Gestagene, wobei unterschiedliche Mechanismen zum Tragen kommen können. Bei einer androgenetischen Alopezie läßt sich mit Ovulationshemmern, die ein antiandrogen wirksames Gestagen enthalten, bei längerer Behandlung in vielen Fällen eine Besserung erreichen. Bei Frauen mit Hirsutismus sind orale Kontrazeptiva weniger wirksam, doch wird in schweren Fällen nicht selten unter einer längeren Therapie mit einer Kombination von Ethinylestradiol und hohen Dosen von Cyproteronacetat ein günstiger Effekt beobachtet. Präparate, die ein Gestagen mit androgenen Eigenschaften in zu hoher Dosierung enthalten, sind nicht nur weniger wirksam, sondern können sogar bei prädisponierten Frauen Androgenisierungserscheinungen verursachen. Gelegentlich wird aber auch zu Beginn einer Behandlung mit oralen Kontrazeptiva ein leichter diffuser Haarausfall oder eine vorübergehende Verstärkung einer bestehenden Akne beobachtet. Wenn es nach dem Absetzen eines Ovulationshemmers zu einer Akne oder einem Haarausfall kommt, so verschwinden die Symptome meist nach einiger Zeit.
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