Abstract

Fragestellung: Psychosomatische Aspekte spielen heute eine wichtige Rolle in der Versorgung von Patientinnen in der Gynäkologie und Geburtshilfe. Auch bei Kosten-Nutzen-Analysen gewinnt die Berücksichtigung psychischer Mitursachen von Erkrankungen wie auch von psychischen Auswirkungen gynäkologisch-geburtshilflicher Erkrankungen zunehmend an Bedeutung. Material und Methode: Über ein von der Schweizer und der Deutschen Fachgesellschaft für psychosomatische Frauenheilkunde entwickeltes Fragebogeninventar wurden alle Klinikleiter/innen gynäkologischer, geburtshilflicher und/oder endokrinologischer Abteilungen zum psychosomatischen Versorgungsangebot in ihrer Abteilung befragt. Ergebnisse: Insgesamt konnten 128 Fragebogen ausgewertet werden. Die Wichtigkeit psychosomatischer Versorgungsangebote wurde von 93 % der antwortenden Kliniken als (sehr) wichtig angegeben und in 70 % der Kliniken bestand ein konkretes psychosomatisches Versorgungsangebot. Dabei wird die Versorgung häufig an Kollegen/innen aus der Psychosomatik oder Psychiatrie delegiert (58 %) und seltener von entsprechend geschulten Frauenärzten/innen in der Abteilung selbst (42 %) angeboten. In der Gynäkologie werden sexuelle Störungen, in der Geburtshilfe eine Totgeburt als die wichtigsten Indikationen für eine psychosomatische Versorgung angesehen. Nur 23 % aller Klinikchefs/chefinnen waren zufrieden mit dem aktuellen psychosomatischen Angebot an ihrer Klinik, jedoch schätzten mehr als 50 % der Klinikleiter ihre Mitarbeiter/innen als sehr motiviert ein, Patientinnen auch in psychosomatischer Hinsicht zu unterstützen. Schlussfolgerung: Insgesamt liegt das aktuelle psychosomatische Versorgungsangebot deutlich unter dem eingeschätzten Bedarf. Die kürzliche Integration psychosomatischer Inhalte in die Facharztausbildung, das Interesse der Klinikchefs/chefinnen an einer Verbesserung der aktuellen Situation, eine hohe Einschätzung der Motivation des medizinischen Teams und die ökonomischen Vorteile bieten eine gute Basis für eine Verbesserung der aktuellen Versorgungsstrukturen.

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