Abstract

HintergrundTrotz der Liberalisierung des Heilmittelwerbegesetzes ist anpreisende, irreführende oder vergleichende Werbung nach wie vor berufswidrig. Angesichts des zunehmenden Engagements von Finanzinvestoren und der Ökonomisierung in der Augenheilkunde sollte diese Arbeit prüfen, welche Aussagen in offen zugänglichen Videos der YouTube-Plattform getroffen werden.MethodeMit den Suchbegriffen „Augenarzt“, „Augenärztin“ und „Augenzentrum“ sowie vordefinierten Kriterien (deutsche Herkunft, Audiospur mit Text, Dauer >1 min) wurden Videos identifiziert und in eine anonymisierte Textform transkribiert. Mittels eines eigens entwickelten Fragebogens wurden die Einzelaussagen daraufhin einer kritischen Prüfung durch jeweils 3 Experten unterzogen sowie Klarheit, Relevanz und Vollständigkeit bewertet. Parallel wurden Laien abgefragt, wie überzeugend, verständlich und vollständig sie die Informationen bewerten und ob sie sich von den Ärzten behandeln lassen würden.ErgebnisseVon 68 Videos erfüllten 30 die definierten Einschlusskriterien; 46 % der Videos thematisierten Verfahren der refraktiven Chirurgie. Aus Sicht der Experten waren mindestens 11,8 % der Einzelaussagen vollständig falsch oder wenig korrekt. Über 80 % der Filme stellten Informationen unvollständig dar. So wurden z. B. peri- und postoperative Komplikationen nur von 3 Filmen angesprochen. Laien bewerteten die Texte recht uneinheitlich und konnten nicht die Videos identifizieren, die aus Sicht der ophthalmologischen Fachärzte problematische Aussagen enthielten. Es wurden Konflikte mit den rechtlichen Anforderungen an Werbung z. B. in der Verwendung entsprechender Superlative festgestellt. Eine ausgewogene Darstellung wie Alternativen zu den Behandlungsverfahren war kaum enthalten, die Verständlichkeit für Laien war verbesserungswürdig.SchlussfolgerungenNur eine geringe Anzahl frei zugänglicher Videos bot aktuelle, wissenschaftlich fundierte und korrekte Informationen. Bisher berücksichtigen nur wenige Augenärzte die juristischen und moralischen Anforderungen an werbende Aussagen. Daher ergeben sich möglicherweise negative Auswirkungen auf das Berufsbild in der Öffentlichkeit, und Chancen zur Gesundheitsförderung bleiben ungenutzt.

Highlights

  • Despite the liberalization of the Therapeutic Products Advertising Act, advertising that praises, misleads or compares is still contrary to the German professional conduct

  • Zwischen 50 und 70 % der Videos wurden in Bezug auf die Klarheit der Inhalte als für Laien zumindest teilweise verständlich bewertet (κ 0,533 nach Fleiss)

  • Dabei sollte nach allgemeinem Verständnis beachtet werden, Betroffenen ein sorgfältiges Abwägen zwischen möglichem Nutzen und den unweigerlichen Risiken zu ermöglichen [27]

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Summary

Werbung oder Information in der Ophthalmologie?

Verbote des Heilmittelwerbegesetzes sind in den vergangenen Jahren immer weiter liberalisiert worden [1]. Während die sachliche Information im Hinblick auf das Patientenwohl und die Patientenautonomie hier durchaus erwünscht sein kann, ist anpreisende, irreführende oder vergleichende Werbung aber nach wie vor berufswidrig. Allein in den USA sind die Ausgaben für das Marketing von Medikamenten, Aufklärungskampagnen und Gesundheitsdiensten bis 2016 auf 30 Mrd. Dollar angestiegen [6]. Aus moralischer Sicht dürften Informationen im Internet – auch angesichts der zeitlich und räumlich uneingeschränkten Sichtbarkeit – nicht trügerisch sein, dürften keine Ängste oder Schwachstellen Betroffener adressieren oder ungerechtfertigte Erwartungen schüren, sondern müssten eine realistische Bewertung von Risiko, Netto-Nutzen und Alternativen ermöglichen [8]. Dabei sollten die Informationen, soweit sie wahr und sachgerecht sind, verständlich für den Patienten dargebracht werden [1]. Bewegte Bilder sind nicht zuletzt mit dem Aufstieg der sozialen Medien ein immer beliebterer Weg, Informationen zu transportieren, medizinische Sachverhalte zu erklären oder das eigene Leistungsangebot zu präsentieren

Material und Methode
Bewertung durch Experten
Bewertung durch Laien
Information statt Werbung fördert Gesundheitskompetenz
Sicht verdient methoden
Rezeption und Zielgruppe
Herausforderungen für die Zukunft
Einhaltung ethischer Richtlinien
Literatur
Findings
Leitthemenübersicht von Der Ophthalmologe
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