Abstract

Ziel der Untersuchung: Multimodale Therapiekonzepte machen die Bewertung von Gesundheitsleistungen selbst für Experten immer schwieriger und für Laien nahezu unmöglich. Ziel dieses Projektes war zu klären, ob Patienten bei komplexen Problemen ähnlich wie Experten entscheiden. Dazu waren komplexe Daten aus wissenschaftlichen Publikationen so vereinfacht darzustellen, dass zwar alle wesentlichen Informationen enthalten blieben, diese aber von Laien bewertet werden konnten. Basismethodik: Am Beispiel der operativen Therapie des Rektumkarzinoms mit und ohne Vorbestrahlung wurden die Ziele der Therapie, nämlich die „Outcomes” (tatsächlich angestrebte Endpunkte) und „Outputs” (Surrogat- oder Stellvertreter-Parameter) definiert, identifiziert und grafisch für fünf Schlüsselstudien zur neoadjuvanten Therapie dargestellt. Ergebnisse: Deutsche Laien (n = 59) bevorzugten in der Mehrzahl (93 ) die Operation ohne Vorbestrahlung. Laien bewerteten die Ergebnisse jedoch ähnlich wie andere befragte Gruppen (Mediziner, Gesundheitsnetzwerker, Gesundheitspolitiker) und Laien aus einem anderen Kulturkreis. Alle Befragten (n = 152) entschieden sich in 86 der Fälle (653 von 760) für die Operation ohne Vorbestrahlung. Die Bewertung der Laien stimmte mit den Empfehlungen der wissenschaftlichen Fachgesellschaften und der Leitlinien nicht überein. Schlussfolgerungen: Komplexe wissenschaftliche Daten können so aufbereitet werden, dass deren Bewertung durch Laien möglich ist. Laien scheinen ihre Bewertung an den „Outcomes” zu orientieren, während sich die Empfehlungen in den Leitlinien mehr an „Outputs” orientieren. Diese unterschiedlichen Sichtweisen sollten bei der Gestaltung von Leitlinien mehr als bisher berücksichtigt werden.

Full Text
Published version (Free)

Talk to us

Join us for a 30 min session where you can share your feedback and ask us any queries you have

Schedule a call