Abstract

Politische und soziale Initiativen, konsequente tierexperimentelle und klinische Studien sowie rasante Fortschritte in der Steroidchemie haben vor rund 50 Jahren innerhalb von nur einer Dekade in den USA die Entwicklung des ersten oralen hormonalen Kontrazeptivums ermöglicht. Die gesellschaftspolitischen und wissenschaftlichen Ursprünge dieses Konzeptes zur Geburtenkontrolle lassen sich jedoch bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts zurückverfolgen. Schauplätze des Geschehens waren damals europäische Länder. Vor diesem Hintergrund wird anhand eines Modells des amerikanischen Wissenschaftshistorikers Thomas S. Kuhn zur Struktur wissenschaftlicher Entdeckungen gezeigt, dass es nicht gerechtfertigt ist, im Zusammenhang mit der Entwicklung der Pille von einem „Erfinder“ zu sprechen und ihre „Geburt“ an einem Datum festzumachen, wie dies derzeit im Hinblick auf den amerikanischen Biochemiker Carl Djerassi vielerorts geschieht. Gleichzeitig soll an die ursprüngliche Bedeutung von Kuhns viel missbrauchtem Begriff vom Paradigmenwechsel in der Wissenschaft erinnert werden, der ungeachtet aller Kritik auch für die medizinhistorische Arbeit hilfreich erscheint.

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