Abstract

Zusammenfassung Hintergrund Der Effekt von NPIs („nicht pharmakologische Interventionen“) beim Ausbruch von Epidemien ist unbestritten, sowohl bei historischen Ausbrüchen wie auch bei der aktuellen COVID-19-Pandemie. NPIs umfassen Maßnahmen wie Kontaktbeschränkungen oder Hygienevorschriften, die in abgestuften Schritten der aktuellen Lage angepasst werden. Die Auswirkung von NPIs wurde allerdings bisher kaum quantitativ untersucht. Methoden Aus den offiziellen Fallzahlen des Robert-Koch-Instituts in Berlin sowie Presse- und Twitter-Nachrichten wird eine Rekonstruktion der Frühphase der COVID-19-Pandemie 2020 in Bayern versucht. Ergebnisse Die ersten COVID-19-Fälle in Deutschland traten bereits Ende Januar in München auf. Während die Primärfälle erfolgreich durch Isolierung und Quarantäne eingegrenzt werden konnten, stellte sich die eigentliche Frühphase der COVID-19-Pandemie ab Ende Februar in 3 Phasen dar, bestehend aus den Winter-/Faschingsferien, den Starkbierfesten in der Folgewoche sowie den Wahlen am 15.03.2020. Der Notstand ab 16.03.2020 markiert das Ende der frühen Ausbreitung. Aus der Analyse der Fallzahlen ergibt sich ein weitgehend zusammenhängendes Bild, auch wenn viele epidemiologische Parameter noch fehlen. Die Ausbreitung begann in den Ferien und ging danach in ein exponentielles Wachstum über. Signifikant mehr Fälle wurden sowohl durch die Starkbierfeste, aber auch durch die bayerische Kommunalwahl registriert, jeweils im Vergleich zu Landkreisen mit der gleichen Prävalenz ohne Exposition. Bayern erreichte damit einen Spitzenplatz der Bundesländer, der sich auch durch restriktive Containment-Maßnahmen in den folgenden Wochen nicht mehr rückgängig machen lässt. Folgerung Um wirksam zu sein, müssen NPIs frühzeitig, möglichst vor Beginn der exponentiellen Ausbreitung, durchgeführt werden.

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