Abstract

ZusammenfassungHintergrundRassismus und strukturelle Diskriminierung in der deutschen Gesundheitsversorgung sind bislang wenig untersucht, obwohl die interkulturelle Öffnung seit vielen Jahren gefordert wird. Gleichzeitig schreiten die Prozesse der Ökonomisierung vor allem in der Krankenhausversorgung voran. Die vorliegende Studie untersucht aktuelle Herausforderungen der interkulturellen Öffnung unter Berücksichtigung der ökonomischen Rahmenbedingungen.MethodenEs wurden 112 leitfadengestützte Interviews mit Mitarbeitenden der Berliner Krankenhausversorgung aus verschiedenen Berufsgruppen und Fachbereichen geführt. Gefragt wurde nach Herausforderungen, deren Bewältigung und Lösungsideen.ErgebnisseFolgeerscheinungen der Ökonomisierung werden besonders in der Versorgung von Patient*innen mit Flucht‑/Migrationsgeschichte sichtbar. Ressourcenmangel kombiniert mit fehlender Kostenübernahme für Sprachmittlung führen zu Überforderung und zu einer Tendenz von Kulturalisierung, bei der die „Kultur“ der Patient*innen zur Erklärung ihres Handelns herangezogen wird, sowie von offenem Rassismus. Nährboden sind dabei multiple Verunsicherungen, die Mitarbeitende durch Mehrbedarfe dieser Patient*innen erleben. Kulturalisierung wird beschrieben als Bewältigungsversuch emotionaler Bedrängnis angesichts von Zeitmangel und Personalknappheit. In erster Linie wird daher der Wunsch nach mehr Zeit und Personal geäußert. Maßnahmen zum Abbau von Rassismus und struktureller Diskriminierung werden konkretisiert.DiskussionUm Rassismus und Kulturalisierung entgegenzuwirken, sind Maßnahmen zentral, die an den ökonomischen Rahmenbedingungen sowie institutionellen Veränderungsprozessen ansetzen.

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