Abstract

HintergrundGewalt gegen pflegebedürftige ältere Menschen ist häufig. Hausärzte/-ärztinnen können bei der Prävention von Gewalt eine Rolle spielen. Insbesondere sexualisierte Gewalt ist stark tabuisiert und wenig untersucht.Ziel der ArbeitZiel dieser Arbeit ist es, die Einstellung von Hausärzten/-ärztinnen zu ihrer Verantwortung bei sexuellem Missbrauch pflegebedürftiger Patienten/Patientinnen zu untersuchen. Zugleich sollen die subjektive Sicherheit hinsichtlich des Vorgehens bei einem Missbrauchsverdacht sowie die Fortbildungsinteressen von Hausärzten/-ärztinnen zum Thema erhoben werden.Material und MethodenIn einer Querschnittsstudie wurden 1700 Hausärzte/-ärztinnen in Deutschland zwischen September und November 2016 schriftlich befragt. Fragebogen von 302 Ärzten/Ärztinnen konnten ausgewertet werden.ErgebnisseDie Unsicherheit hinsichtlich des weiteren Vorgehens bei Verdacht auf sexuellen Missbrauch von pflegebedürftigen Patienten/Patientinnen ist groß. Nahezu alle Befragten sehen es als Teil der ärztlichen Verantwortung, bei sexuellem Missbrauch pflegebedürftiger Patienten/Patientinnen zu intervenieren. Hauptsächliches Fortbildungsinteresse besteht zur Differenzialdiagnose des sexuellen Missbrauchs sowie zum richtigen Vorgehen im Verdachtsfall.SchlussfolgerungFortbildungen, insbesondere zu den Anzeichen sexueller Gewalt gegen Pflegebedürftige, können einen Beitrag leisten, die Handlungssicherheit von Hausärzten/-ärztinnen zu stärken und ihre Bereitschaft zur Prävention zu erhöhen.

Highlights

  • Violence against people in need of care is a challenge for long-term care situations

  • Physicians can play a role in preventing violence against people in need of care

  • We examined subjective confidence in relation to the procedure in cases of suspected abuse and family physicians’ interests in further training on this topic

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Summary

Sexueller Missbrauch Pflegebedürftiger

Die Weltgesundheitsorganisation(WHO) definiert Gewalt gegen ältere Menschen als „eine einzelne oder wiederholte Handlung oder das Unterlassen einer angemessenen Handlung in einer Vertrauensbeziehung, wodurch einer älteren Person Schaden oder Leid zugefügt wird“ ([31], Übersetzung durch die Verfasser). Die Folgen von Gewalt gegen ältere Menschen sind vielfältig und für Betroffene sowie das Gesundheitssystem bedeutsam. Steigt bei Menschen, die Gewalt gegen sich erfahren haben, beispielsweise das Sterberisiko, sie weisen eine höhere Rate an Depressionen auf, und es kommt vermehrt zu Hospitalisierungen [2, 19, 20]. Viele pflegewissenschaftliche Untersuchungen befassen sich daher auch mit Ursachen, Auslösern und Möglichkeiten zur Prävention von Gewalt im Kontext Pflege [4]. Im Zusammenhang mit dem Erkennen und der Prävention von Gewalt gegen Pflegebedürftige sprechen die Breite, Frequenz und Qualität des Arzt-PatientKontakts auch für eine mögliche Rolle von Hausärzten/-ärztinnen. Das Potenzial von Hausärzten/-ärztinnen beim Erkennen und bei der Prävention von Gewalt gegen ältere Menschen wird hierbei durch die internationale Forschung gestützt [24]. In einer Studie in Irland wurde gezeigt, dass die meisten Fälle von Gewalt gegen Ältere durch Hausärzte/-ärztinnen in der Häuslichkeit aufgedeckt werden [24]. In einer Befragung von Hausärzten/-ärztinnen in Ohio, USA, gab der Großteil der Befragten an, Hausärzte/-ärztinnen seien

Zeitschrift für Gerontologie und Geriatrie
Studiendesign und Vorgehen
Datenauswertung und statistische Analyse
Rücklauf und Soziodemografie
Unsicherheit bezüglich des weiteren Vorgehens
Interesse an Fortbildungen zum Thema sexueller Missbrauch
Fünf Kernaussagen
Einhaltung ethischer Richtlinien
Literatur
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