Abstract

Das Mammakarzinom ist ein Dauerthema bei den Diskussionen über die Auswirkungen natürlicher und synthetischer Sexualsteroide. Zahlreiche Theorien und Hypothesen über die Ätiologie sind aufgestellt und verworfen worden. In den letzten Jahren hat die Diskussion an Intensität gewonnen. Basierend auf In-vitro-Untersuchungen mit Mammakarzinom-Zelllinien, bei denen ein kontinuierlicher Gestageneinfluss die Proliferation hemmte, wurde die These aufgestellt, dass die kontinuierlich-kombinierte Hormonsubstitution vor Brustkrebs schütze [[1], [2]]. Nachdem sich herausstellte, dass die Epidemiologie diese Hypothese nicht stützen kann, ist davon kaum noch die Rede. Neuerdings wird auf der Grundlage von In-vitro-Ergebnissen gefordert, dass das Gestagen zyklisch gegeben werden solle, da nur ein Gestagenabfall den Apoptosevorgang auslösen könne [[3]]. Dafür gibt es ebenso wenig eine epidemiologische Basis. Inzwischen gibt es gezielte Versuche, Nortestosteronderivate als brustkrebsfördernd oder in dieser Hinsicht als zumindest problematisch darzustellen. Eine Gruppe von Autoren versucht seit längerer Zeit nachzuweisen, dass die Anwendung von NETA und anderen Nortestosteron-Derivaten wie Levonorgestrel (LNG) bei der oralen Kontrazeption und der Hormonsubstitution das Risiko des Mammakarzinoms erhöht. Dazu wurden selektiv in die Argumentation passende In-vitro-Ergebnisse, klinische Beobachtungen und epidemiologische Befunde zusammengestellt, um eine „Indizienkette“ zum Nachweis dieser Hypothese aufzubauen. Abschließend wird die Verwendung bestimmter Progesteronderivate wie Medrogeston oder Dydrogesteron empfohlen [[4], [5]]. Diese seit Monaten in verschiedenen Zeitschriften immer wieder publizierten Darstellungen werden von einem Pharmahersteller unterstützt, dessen Präparate einen anderen Gestagentyp, nämlich die Progesteronderivate Medrogeston oder Dydrogesteron enthält. Für diese Präparate gibt es weder ausreichende Informationen über die pharmakologischen Eigenschaften (beispielsweise fehlen Angaben über die Rezeptorbindungsaffinitäten) noch epidemiologische Ergebnisse, die einen Hinweis auf das Risiko des Mammakarzinoms, der Atherosklerose oder der venösen Thromboembolien geben könnten.

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