Abstract

Die Umerziehung „der Japaner“ und „der Deutschen” nach Kriegsende war nicht nur ein politi- sches oder padagogisches, sondern auch ein kulturelles Unterfangen. Unmittelbar beeinflusst durch das Denken und die therapeutischen Methoden eher neuer akademischer Disziplinen wie der Sozialpsychologie, der Psychotherapie und der Anthropologie, wurde re-education (oder „reorientation”) als das Verlernen von (vermeintlich „pathologischen”) kulturellen oder Verhaltensmustern verstanden. Neben der Notwendigkeit, die Bildungseinrichtungen zu refor- mieren, wurde den Massenmedien eine zentrale Rolle zugewiesen, um diese alten totalitaren Muster zu beseitigen und stattdessen die neuen liberal-demokratischen und kapitalistischen Werte zu vermitteln. Angesichts des Paradoxons, ganze Gesellschaften in Zeiten einer militari- schen Besatzung von oben herab in liberalistischen Werten wie„Freiheit”, „Fair Play”oder„Indivi- dualismus”zu schulen, wurden Methoden der medialen„Partizipation”als geeigneter, angemes- sener und„spielerischer” Weg angesehen, den Menschen diese neuen Werte beizubringen. Zu diesen Methoden zahlten insbesondere partizipative Rundfunkformate (z. B. Straseninterviews und Quizshows) und von den Militarregierungen in Auftrag gegebene Meinungsumfragen, die von Zeitungsunternehmen oder neu gegrundeten Meinungsforschungsinstituten in Japan und Deutschland durchgefuhrt wurden.

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