Abstract

Fragestellung: Risikopatientinnen für familiäres Mamma- und Ovarialkarzinom, insbesondere Mutationsträgerinnen im BRCA1 und BRCA2-Gen können derzeit nur begrenzt Präventionsmöglichkeiten angeboten werden. Die prophylaktische Mastektomie und Ovarektomie stellt neben der Chemoprävention die derzeit einzige Primärprävention dar. In dem Beitrag werden Studien zu den Einstellungen von Risikopersonen und von Experten zu prophylaktischer Chirurgie, dem tatsächlichen Inanspruchnahmeverhalten, sowie der Langzeitzufriedenheit und der Bewältigung prophylaktischer Operationen zusammengefasst. Methodik: Das systematische Review stützt sich auf die Auswertung von deutsch- und englischsprachigen, medizinischen und psychologischen Datenbanken. Ergebnisse: Die prophylaktische Chirurgie bei hereditärem Mamma- und Ovarialkarzinom wird international sehr unterschiedlich in Anspruch genommen. So entscheiden sich zwischen 3 und 67 % der Risikopersonen für eine prophylaktische Mastektomie, 13 bis 64 % für eine prophylaktische Ovarektomie. Die Einstellungsstudien zeigen entsprechend ähnlich große Unterschiede im internationalen Vergleich, welche auf unterschiedliche Beratungsstrategien zurückzuführen sind. Eine hohe Risikowahrnehmung, krebsspezifische Ängste und die ärztliche Empfehlung sagen neben dem objektiven Erkrankungsrisiko die Entscheidung für eine prophylaktische Brustentfernung vorher. Ärzte männlichen Geschlechts raten zudem häufiger zu prophylaktischen Operationen als ihre Kolleginnen. Die vorliegenden Studien zur Zufriedenheit und Bewältigung von prophylaktischen Operationen sind großteils retrospektiv und nur wenige Studien beziehen sich auch auf Patientinnen, deren Eingriff mehrere Jahre zurückliegt. Die vorliegenden Studien weisen neben der objektiven Risikoreduktion auch auf eine psychische Entlastung der betroffenen Frauen hin. Ein kleiner Teil bedauerte den Eingriff im Nachhinein. Schlussfolgerung: Insbesondere bei einer prophylaktischen Chirurgie ist eine informierte Entscheidung und das Einhalten einer Bedenkzeit unabdinglich. Gleichzeitig sollten andere Möglichkeiten der Risikoreduktion, wie etwa Chemoprävention, ausführlich erläutert werden.

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