Abstract

Unser Wissen über die biochemischen und physiologischen Prozesse, die die Geburt beim Menschen steuern, hat im letzten Jahrzehnt stark zugenommen. Zahlreiche neue Befunde geben Aufschluss über spezifische Funktionen der beteiligten Signalstoffe bei der Zervixreifung, der Aktivierung des Uterus und der Stimulation des Myometriums. In diesem Zusammenhang wurden Sexualsteroide, Oxytocin, Prostaglandine, Corticotropin-Releasing Hormon (CRH) und Zytokine am intensivsten erforscht. Dabei wurden positive Regelkreise in der fetoplazentaren Einheit entdeckt, die den Geburtsprozess in irreversibler und eskalierender Weise vorantreiben. Weiterhin wurde erkannt, dass sich der Organismus bei der Wehentätigkeit in selektiver und kontrollierter Weise entzündungsähnlicher Reaktionen bedient. Zur Erklärung des Geburtszeitpunktes beim Menschen wurden neue Modelle formuliert. So diente der Befund, dass die maternalen Serumspiegel von bioverfügbarem CRH beim Menschen vor der Geburt stark ansteigen, als Basis für die Hypothese, dass CRH wichtiger Indikator einer plazentaren Uhr ist, die die Dauer der Schwangerschaft bestimmt. Nach einer anderen Hypothese wird die Reifung der fetalen Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenrinden-Achse durch eine plazentare Inaktivierung von mütterlichem Cortisol induziert. Offene Fragen bestehen nach wie vor bezüglich der Bedeutung weiterer Signalstoffe und des Verständnisses der zeitlichen und räumlichen Koordination der beteiligten physiologischen Prozesse.

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