Abstract

Vor dem Hintergrund finanzieller Herausforderungen der Medienbranche in den vergangenen Jahrzehnten wird seit Jahren über die Prekarisierung der Arbeitsbedingungen im Journalismus diskutiert, die zur Erosion der Nachrichtenqualität führen kann. Diese Studie untersuchte den vernachlässigten geschlechterspezifischen Aspekt prekärer Beschäftigung im Journalismus allgemein und im Krisenkontext. In einer Onlinebefragung von 983 hauptberuflich tätigen Journalist*innen wurde eruiert, ob Journalistinnen in Deutschland stärker von objektiver Prekarität betroffen sind als Journalisten. Die Ergebnisse sprechen sowohl für geschlechterspezifische als auch geschlechterunabhängige Prekarität. Unabhängig vom Geschlecht weisen Freiberufler*innen das größte Prekaritätspotenzial auf. Als geschlechtsspezifischer Prekaritätsindikator erweist sich neben einem Gender-Pay-Gap der Umstand, dass sich Journalistinnen vor allem aufgrund von Care-Arbeit häufiger in atypischer Beschäftigung befinden. Die Ergebnisse sprechen für hartnäckige geschlechterspezifische Ungleichheit im Journalismus, die das Prekaritätspotenzial von Frauen erhöht. Die Covid-19-Pandemie verschärfte unsichere Arbeitssituationen vieler Journalist*innen akut, betraf aber nicht Journalistinnen im Speziellen.

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