Abstract

Fragestellung: Zur Vereinheitlichung und Verbesserung der Diagnostik und Therapie des Lymphödems bei Frauen nach Brustkrebs wurde eine systematische Handlungsempfehlung (Leitlinie) formuliert, die die ärztliche Befunderhebung und Erfassung der krankheitsspezifischen Lebensqualität einschließt. Grundvoraussetzung für die Implementierung ist, dass diese Befunderhebungen im Alltag anwendbar sind. Dieser Fragestellung geht der Praxistest nach. Methode: In 5 Praxen und 1 Rehabilitationsklinik in einem ländlichen Versorgungsgebiet in Hessen wurde die Handlungsempfehlung zur Lymphödemdiagnostik über einen Zeitraum von 6 Wochen in der klinischen Routine eingesetzt. Alle Patientinnen mit Mammakarzinom, die sich in diesem Zeitraum in den teilnehmenden Einrichtungen vorstellten, wurden empfehlungskonform untersucht. Die ärztliche Befunderhebung wurde, im der Handlungsempfehlung beigefügten Dokumentationsbogen, für die Bereiche Anamnese (6 Aspekte), Funktionsprüfung (2-Tests), Umfangsmessungen (seitengetrennt 2 Messpunkte), differenzierte ärztliche Beurteilung nach der Internationalen Klassifikation der Funktionsfähigkeit, Behinderung und Gesundheit (ICF) erfasst. Alle Patientinnen füllten den EORTC‐QLQ‐30 + BR23 Lebensqualitätsfragebogen aus. Alle beteiligten Ärzte wurden nach der Testphase mittels eines Evaluationsbogens zur Praxistauglichkeit und ihren Erfahrungen befragt. Ergebnisse: 11 Ärzte und 72 Patientinnen nahmen teil. 26 Patientinnen (36 %) wiesen ein Lymphödem auf. 64 % der Lymphödempatientinnen zeigten auffällige Befunde bezüglich Funktionsstörungen und Beschwerden im Armbereich bei der Lebensqualitätsmessung. Alle Ärzte beurteilten das Lymphödem-Diagnostikinstrument als praxistauglich. Als aufwendig und zeitintensiv wurden „Umfangsmessungen“ und „differenzierte Beurteilung“ bewertet. Schlussfolgerung: Der Praxistest zeigte, dass die systematische Statuserhebung in der Diagnostik des Lymphödems bei Mammakarzinom in der klinischen Routine einsetzbar ist. Die identifizierten Anwendungsbarrieren könnten überwunden werden, indem die zeitaufwendigen Umfangsmessungen an nicht ärztliches Personal vor der Konsultation delegiert werden, und der ärztliche Kenntnisstand zur ICF-Anwendung durch Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen angehoben wird. Die Auswirkungen der Handlungsempfehlung auf die Versorgungsqualität und die Validität der diagnostischen Entscheidungsregeln sind durch eine, die weitere Implementierung begleitende wissenschaftliche Evaluierung zu prüfen.

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