Abstract

Obwohl in den letzten Jahren viel über vermeintliche Polarisierungstendenzen im politischen Feld diskutiert wurde, gibt es bisher nur sehr wenige empirische Untersuchungen, die zeigen können, ob und in welchen Konfliktdimensionen es tatsächlich zu solchen Entwicklungen gekommen ist. Die vorliegende Analyse versucht anhand von Daten des ALLBUS ein umfassendes Bild über politische Einstellungspolarisierung in Deutschland von 1980 bis 2021 zu zeichnen. Neben drei politischen Konfliktfeldern (Ökonomische Ungleichheiten, Migration und individuelle Freiheitsrechte) soll zudem zwischen vier unterschiedlichen Formen von Polarisierung unterschieden werden: 1) Bimodalität 2) Ideologische Lagerbildung 3) Überschneidung sozialstruktureller und politischer Differenzen. 4) Salienz von politischen Einstellungsdimensionen. Die Ergebnisse zeigen, dass sich nur in vereinzelten Bereichen Polarisierungstendenzen feststellen lassen und es in den meisten Fällen zu keinen Veränderungen oder sogar zu einer Depolarisierung gekommen ist. Allerdings zeigen die Analysen auch, dass die Salienz von Migrationseinstellungen mit der Zeit zugenommen hat. Das bedeutet, dass derartigen Meinungsdifferenzen mittlerweile stärkere Bedeutung zugemessen wird, was eine Erklärung dafür sein kann, warum aktuelle politische Auseinandersetzungen als polarisierender wahrgenommenen werden als frühere politische Kämpfe. Entscheidend ist nicht nur das Ausmaß der Meinungsverschiedenheiten, sondern auch die Bedeutung, die diesen Differenzen beigemessen wird. Insgesamt ermöglichen die vorliegenden Analysen damit ein differenzierteres Bild über tatsächliche Veränderungen politischer Auseinandersetzungen.

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