Abstract

ZusammenfassungGesundheits- und Versorgungsziele sind eine unverzichtbare Grundvoraussetzung für ein funktionierendes Gesundheitssystem. Das Dilemma des deutschen Gesundheitssystems ist, dass es nicht planvoll weiter entwickelt wurde, sondern dass es historisch gewachsen ist. In den letzten Jahren hat es sich im freien Spiel der Kräfte zu dem entwickelt, was es heute ist. Den aktuellen Zustand beschreibt die OECD so: Die Kosten des deutschen Gesundheitssystems entsprechen nicht den oft nur durchschnittlichen Gesundheitsergebnissen für die Bevölkerung. Zur Erfüllung der gesetzlichen Anforderungen (vor allem SGB V §§ 12, 27 und 70) braucht die Gesundheitsversorgung/das Gesundheitssystem in Deutschland konkrete Ziele. Eine Orientierung an Versorgungszielen zieht Maßnahmen auf allen Ebenen der Versorgung nach sich: auf der Makroebene (Gesamtsystem/gesamte Bevölkerung), auf der Mesoebene (unterteilt nach Regionen, spezifischen Bevölkerungsgruppen etc.) sowie auf der Mikroebene ( Patient:innen und Leistungserbringer) Ausgehend von nationalen und internationalen Erfahrungen zeigt das vorliegende Positionspapier des DNVF e.V. (Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung) das Potenzial, wie operationalisierte Versorgungsziele eine effektive, finanzierbare und qualitativ hochwertige Gesundheitsversorgung gewährleisten können. Der Koalitionsvertrag der Ampelregierung propagiert eine Neuausrichtung mit Patient:innen bezogenen Versorgungszielen. Jetzt gilt es, aus dieser Absichtserklärung konkrete und umsetzbare Ziele abzuleiten und dabei alle wesentlichen Gruppen zu beteiligen. Ergänzend werden in diesem Prozess Werte und ethische Normen für die Umsetzung vereinbart. Das BMG (Bundesministerium für Gesundheit) sollte den Prozess der gesellschaftlichen Willensbildung zur Definition von Nationalen Versorgungszielen ermöglichen und fördern. Dazu bedarf es einer klaren politischen Willensbildung. Als Ergebnis liegen am Ende des Prozesses die Nationalen Versorgungsziele vor, die zusammen mit evidenzbasierten Fakten sowie mit validen und belastbaren Daten in einem Handbuch „Nationale Versorgungsziele“ veröffentlicht und gepflegt werden. Die operative Verantwortung für die Umsetzung könnte bei dem neu zu gründenden Bundesinstitut für öffentliche Gesundheit liegen, wie es bereits im Koalitionsvertrag der Ampelkoalition angekündigt wurde. Das DNVF ist bereit, an der Entwicklung von Versorgungszielen aktiv mitzuwirken.

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