Abstract

ZusammenfassungIn deutschen Privathaushalten sind derzeit schätzungsweise 100.000 bis 500.000 in Pendelmigration lebende Live-in-Hilfen tätig, viele von ihnen in der Versorgung von Menschen mit Demenz. Dabei deutet die primär sozialwissenschaftlich ausgerichtete Forschung zu Live-in-Versorgung auf vielfältige strukturell bedingte Missstände hin. Allerdings fehlt bislang eine eingehendere ethische Analyse und Erörterung mit Blick auf das Mikrosetting der betreffenden Versorgungsarrangements selbst.Der vorliegende Artikel geht der Frage nach, welche moralischen Probleme und Konflikte im Mikrosetting häuslicher Live-in-Versorgung von Menschen mit Demenz auftreten und wie diese ethisch einzuschätzen sind. Zu diesem Zweck werden im Zuge einer qualitativen Inhaltsanalyse von 182 Beiträgen aus drei deutschsprachigen Onlineforen die Ansprüche betroffener Angehöriger von Menschen mit Demenz gegenüber Live-in-Hilfen herausgearbeitet und ethisch eingeordnet. Wie sich zeigt, werden diese als Dienstleistungserbringer:in, Pflegekraft, moralische:r Akteur:in und Familienmitglied adressiert.In den vielfältigen und häufig enttäuschten Erwartungen der Angehörigen treten teils problematische und widersprüchliche Ansprüche gegenüber Live-in-Hilfen zu Tage. Eine ethische Analyse ihrer Legitimität und Kohärenz kann zur Verbesserung der individuellen Planung und Gestaltung, der institutionellen Organisation sowie der gesellschaftlichen Verständigung und rechtlichen Regulierung von Live-in-Versorgung beitragen.

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