Abstract

Bisher fehlen in Deutschland ausreichend aussagekraftigen Daten oder Statistiken zur Erwerbsteilhabe von Menschen mit Behinderung, so auch von alteren erwerbstatigen Menschen mit Behinderung. Um diese Forschungslucke fur den Teilbereich von erwerbstatigen Menschen mit einer Horbehinderung in den Blick zu nehmen, wird seit 2009 das Projekt GINKO (Gesetzeswirkungen bei der beruflichen Integration schwerhoriger, ertaubter und gehorloser Menschen durch Kommunikation und Organisation) durchgefuhrt. Ein Ziel der Studie ist die Analyse der Bedingungen der beruflichen Integration von Menschen mit Horbehinderung unter besonderer Berucksichtigung der Frage der Rechtsmobilisierung des SGB IX und dessen konkrete Umsetzung im Arbeitsalltag, insbesondere der behindertengerechten Gestaltung des Arbeitsplatzes auf Grundlage des § 81(4) SGB IX durch z. B. technische Hilfsmittel. Dazu wurden im Rahmen der GINKO-Studie bundesweit Betroffene mit einem standardisierten Fragebogen, der auch online mit Gebardensprachfilmen zur Verfugung stand, schriftlich zu Inhalten der aktuellen Gesetzgebung und der Situation am Arbeitsplatz befragt. Insgesamt beteiligten sich an der GINKO-Umfrage n = 3.189 schwerbehinderte berufstatige Personen, davon waren n = 661 (20,7 %) der Teilnehmenden zwischen 50 und 65 Jahre alt. Der Anteil der Arbeitnehmerinnen in dieser Altersgruppe betrug 48,7 %. Die Ergebnisse des GINKO-Projekt zeigten, dass die durch § 81 Abs.4, SGB IX vorgesehenen Masnahmen zur Gestaltung von behinderungsgerechten Arbeitsplatzen bei alteren horbeeintrachtigten Arbeitnehmenden bisher noch in eher geringem Mase umgesetzt werden. So ergaben die Analysen der Angaben der alteren berufstatigen Teilnehmenden (n = 661) zur Gestaltung ihres Arbeitsplatz, dass lediglich 29,6 % dieser Gruppe ihren Arbeitsplatz insgesamt betrachtet als horgeschadigten gerecht beurteilt. Insbesondere technische Hilfsmittel wie z. B. FM-Anlagen oder Zusatzmikrophone stehen vielen erwerbstatigen Teilnehmenden nicht zur Verfugung, obwohl sie sie benotigen wurden. Auch der fur Menschen mit Horschadigung wichtige Aspekt der Larm-Minderung am Arbeitsplatz wie z. B. Schalldammung wird nur bei etwa einem Drittel der Befragten berucksichtigt. Somit zeigen die Analysen im Rahmen des GINKO-Projekts auf, dass weitere Anstrengungen notig sind, um die vorhandenen gesetzlichen Moglichkeiten konkret umzusetzen.

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