Abstract

5 Falle mit Strahlenspatnekrosen des Hirnstammes einschlieslich des Hypothalamus nach Bestrahlung mit ultraharten Rontgenstrahlen und schnellen Elektronen (Betatron) wurden mitgeteilt, davon in 4 Fallen die neuropathologischen Befunde. Die Symptomatik der Strahlenenzephalopathie setzte nach einem freien Intervall von 4 bis 30 Monaten ein. Die Krankheitsdauer betrug 3 Wochen bis 35 Monate. Die autoptischen Befunde einer akuten Koronarthrombose, einer Lungenembolie, eines Herzversagens bei Lungenodem mussen als sekundare Folgen des schweren strahleninduzierten zerebralen Syndroms angesehen werden. Die Lokalisation der Strahlenspatnekrosen entspricht der Dosisverteilungskurve. Das typische Fortschreiten der geweblichen Veranderungen von zentral nach peripher ist mit der Dosis-Latenzzeit-Relation zu erklaren. Eine besondere gewebliche Strahlenempfindlichkeit des Hirnstammes scheint nur durch den Reichtum an myelinhaltigen Fasern und durch die selektive Radiovulnerabilitat der Markscheidenglia gegeben zu sein. Eine spezifische Strahlenempfindlichkeit der Hypothalamuskerne scheint nicht vorzuliegen. Im wesentlichen durfte die geringere Strahlentoleranz des Hirnstammes auf anatomische Tatsachen zuruckzufuhren sein: Einerseits ist der Entwicklung von Nekrosen im Hirnstamm durch seinen kleinen Querschnitt, andererseits durch die lebenswichtige Funktion der hypothalamischen, mesenzephalen und bulbaren Kerne eine fruhe Grenze gesetzt. Eine gezielte Bestrahlung eng umschriebener intrakranieller, besonders hirnstammnaher oder im Hirnstamm selbst gelegener Strukturen kann ohne Mitschadigung benachbarter Bezirke mit der externen Strahlentherapie kaum erreicht werden. Eine Zweitbestrahlung, auch nach vielen Jahren, kann uber einen Summationseffekt zu einer manifesten Strahlenenzephalopathie fuhren.

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