Abstract

Den Großessay Betrachtungen eines Unpolitischen (1918) hat Thomas Mann während des Ersten Weltkrieges verfasst. Er bezeichnet den Höhe- und zugleich auch Wendepunkt von Manns frühem „Gedankendienst mit der Waffe“. Der vorliegende Beitrag untersucht dieses Kriegsbewusstsein ‚als geistige Lebensform‘, das sich als solches zunehmend erschöpft. Obgleich der Begriff der „Humanität“ erst in der Weimarer Republik für Thomas Mann bedeutsam werden wird, deuten sich die Grenzen der Abgrenzung bereits in den Betrachtungen immer mehr an: im Friedenstraum „von einem begütigten und versöhnten Europa“, wie ihn auch Hans Castorps Schneetraum-Vision im Zauberberg wenige Jahre später (1924) entwerfen soll. Das Ende von Manns Betrachtungen antizipiert schließlich – in Ansätzen – die Überwindung angespannter Kampfsemantik, im Zuge derer ‚das Rechte‘ nicht länger exklusiv als eine rein mentale, intellektuelle Konzeption verstanden wird, die es als solche zu verfechten gelte. Hier tut sich eine Öffnung auf, die aus Kritik und Krise erst erwächst und die Manns spätere Werke in Form weiterer Lockerungen prägen wird (obwohl die Überzeugung des wehrhaften Friedens – siehe die Josephsromane [1933–1943] – Thomas Mann auch späterhin begleitet).

Talk to us

Join us for a 30 min session where you can share your feedback and ask us any queries you have

Schedule a call

Disclaimer: All third-party content on this website/platform is and will remain the property of their respective owners and is provided on "as is" basis without any warranties, express or implied. Use of third-party content does not indicate any affiliation, sponsorship with or endorsement by them. Any references to third-party content is to identify the corresponding services and shall be considered fair use under The CopyrightLaw.