Abstract

Hintergrund: Die Kosten für die medizinische Versorgung und Strategien zum Umgang mit begrenzten Ressourcen im Gesundheitswesen sind Gegenstand der aktuellen Diskussion in vielen europäischen Ländern. Bislang liegen wenige empirische Untersuchungen zur Wahrnehmung und Bewertung ökonomischer Aspekte in der klinischen Praxis aus der Perspektive onkologisch tätiger Ärzte vor. Studienteilnehmer und Methoden: Semistrukturierte Leitfadeninterviews mit onkologisch tätigen Ärzten in Deutschland und England. Für diesen Beitrag wurden Transkript-Abschnitte, in denen die Befragten ökonomische Aspekte in der klinischen Praxis thematisierten, explorativ und nach Prinzipien der Inhaltsanalyse ausgewertet. Ergebnisse: Es wurden 17 (Deutschland) beziehungsweise 12 (England) Forschungsinterviews mit onkologisch tätigen Ärzten durchgeführt. Die in Deutschland tätigen Ärzte beschreiben verschiedene Formen der impliziten Rationierung. Die Auswirkungen ökonomischer Erwägungen werden überwiegend negativ bewertet. Die in England befragten Ärzte benennen konkrete Situationen, in denen Interventionen aus Kostengründen vorenthalten werden. Eine Rationierung medizinischer Maßnahmen wird angesichts begrenzter Ressourcen als notwendig erachtet. Die Zuordnung von Allokationsentscheidungen auf die Makroebene wird unter anderem aufgrund der daraus resultierenden Entlastung der Arzt-Patient-Beziehung befürwortet. Schlussfolgerungen: Die Narrative der Befragten aus den beiden Ländern unterscheiden sich hinsichtlich der Wahrnehmung und Bewertung ökonomischer Aspekte in der klinischen Praxis. Der jeweilige Umgang mit begrenzten Ressourcen in den beiden Gesundheitssystemen bietet einen möglichen Erklärungsansatz für diese Differenzen.

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