Abstract

Bei der Einweihung von neuen Autobahnabschnitten oder High-Tech-Anlagen last man gelegentlich einige junge Frauen in historischer Tracht aufziehen - freundlich-nichtssagende Gegenpole zur jagenden Modernisierung, um die es eigentlich geht. Dem historischen Auftakt zu einer aktuellen Mediendiskussion mag eine ahnliche Funktion zugedacht sein. Aber der historische Part steht doch nicht unverbunden neben dem aktuellen: Unterhaltung ist durch ihre Geschichte mitdefiniert. (...) English Once reputation is ruined On career of entertainment. The author reconstructs assessments and valuations which phenomenon has received from Middle Ages to present days. Entertainment used to be an easy and widely pleasure until early modern age, when new demands.for religious earnestness (Christ did not laugh) started to debase mere entertainment. Later on, Puritan ideas of order and industriousness set the side of life against fun and in similar way. The present day distinction between high culture and popular culture, between serious art and shallow entertainment is also rooted in this tradition. A term like light art seems, therefore, almost like contradiction in itself. Entertainment has long since borne stigma of being unreliable and, in end, in proper. The author describes this development as character assassination of entertainment. Separations and devaluations, however, could not prevent that - produced in serial mechanical production within short time - often developed an aesthetics of unrestrained, imaginative and of exceeding Iimits, thus gaining and saving a bit of freedom. By means of its separation also obtained new freedom and scope, which loosen bonds of rigid aesthetics and morality, release innovative potentials and engender new forms and genres. These newly created forms repeatedly renewand refresh established forms which otherwise remain emp ty, dull an rigid.

Highlights

  • L'auteur reconstruit les estimations et !es evaluations relatives au phenomene de "divertissement" du Moyen-Age jusqu a nos jours

  • Bert Brecht hat sich in seinem Arbeitsjournal mit der anspruchsvollen, entsinnlichenden Theorie Schillers befaßt; er nennt sie eine "hochgesinnte Verschwörung gegen das Publikum." Tatsächlich ist die fast zwangsläufige Folge dieser Auffassung eine gewisse Zweiteilung der Literatur in die gute, eigentliche Literatur- und in eine Literatur zweiter Klasse

  • Auch verständnisvolle oder wenigstens verständnisvollere Stellungnahmen gegenüber der Unterhaltung aus den letzten ein, zwei Jahrhunderten vorzuführen - beispielsweise in Äußerungen von Volkspädagogen und Volksbibliothekaren, die schon immer bemüht waren, die Menschen dort abzuholen, wo sie sich befinden, sie dann aber freilich zu liften, emporzuführen, wie es einmal einprägsam formuliert wurde, vom Schloß Hubertus übers Schloß Gripsholm zu Kafkas Schloß

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Summary

Unterhaltung und Gespräch

Wenn von Unterhaltung und Gespräch die Rede ist, so scheint dies auf semantische Abwege zu führen; Unterhaltung ist hier gemeint als Form direkter mündlicher Kommunikation. Semantische Prozesse vollziehen sich selten schlagartig; Goethe selbst tauscht manchmal die Vorzeichen aus, Gespräch und Unterhaltung sind noch nahe beisammen. Immermann erklärt im ersten Drittel des 19.Jahrhunderts: "Ich unterscheide nämlich ein Gespräch von einer Unterhaltung. Etymologisch ist dies eine falsche Unterscheidung, aber sie liegt ganz auf der Linie, die sich nun abzeichnet. Das Deutsche Buchhandelsverzeichnis (und nun rede ich von der Gegenwart!) enthält rund 300 Titel, die das Bestimmungswort Gespräch enthalten (von "Routine im Gespräch" über "Helfen im Gespräch" bis zu "Gespräche über Gott"), dagegen nur etwa 50, in denen Unterhaltung auftaucht - ein wenig revitalisiert durch etliche Titel mit Unterhaltungselektronik, aber im ganzen ein müdes Angebot verglichen mit der Gesprächseuphorie. Darauf der erste: Macht nichts, aber es ist gut, daß wir darüber ein Gespräch geführt haben. Wo man etwas auf sich hält, unterhält man sich nicht- man führt Gespräche

Volksaufklärung und Unterhaltung
Zwei-Klassen-literatur
Zugelassene Unterhaltung
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