Abstract

Dieser Essay kartiert bildethische Kontroversen und Herausforderungen für individuelle Fotojournalist:innen, Fotoredakteur:innen und Mediennutzer:innen, die sich durch digitale, vernetzte Bilder während und nach dem Attentat der Hamas auf israelisches Staatsgebiet am und nach dem 7. Oktober 2023 abbilden. Während in deutschsprachigen Redaktionen Entscheidungen oft in Dichotomien des Veröffentlichens und Nicht-Veröffentlichens verharren, wendet sich die englischsprachige Fototheorie und journalistische Bildethik seit einigen Jahren hin zu komplementären Ansätzen, wie beispielsweise Newton und Dodd (Dodd, 2023; Newton, 2021). Diese werden sowohl den fotojournalistischen Produktionsbedingungen im Feld und unterschiedlichen Rollen und Selbst-Identitäten (Good & Lowe, 2020) gerechter. Zugleich entlassen sie Rezipient:innen nicht aus der eigenen ethischen Verantwortung und Bildung von ethischer Kompetenz (ethical literacy). Gerade im Umgang mit KI-generierten Bildern, die durch fotorealistische Fiktionalisierungen vorgeben, das Leiden von Menschen in Israel und Palästina illustrieren zu können, sind Redaktionen zu besonders sensiblem Umgang mit Medienökologien gefragt, wie exemplarisch die Paris Charter on AI and Journalism verdeutlicht (Reporters Without Borders, 2023a).

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