Abstract

EinleitungDer Einsatz roboterassistierter Operationen verzeichnet in der Viszeralchirurgie gegenwärtig einen stetigen Zuwachs. Im Jahr 2020 hat die COVID-19-Pandemie den klinischen und chirurgischen Alltag unerwartet wesentlich verändert. Wir haben in einer Umfrage den Status der roboterassistierten Viszeralchirurgie in Deutschland sowie die gegenwärtigen Ausbildungskonzepte evaluiert und deren Veränderungen unter dem Einfluss der COVID-19-Pandemie untersucht.Material und MethodenIn einer umfangreichen Recherche wurden 89 Kliniken identifiziert, welche ein Robotersystem für die Viszeralchirurgie 2020 einsetzten. Diese Kliniken wurden über eine webbasierte anonyme Umfrage mit 35 Fragen dreimal kontaktiert. Die Fragen bezogen sich auf die Einsatzgebiete eines Operationsroboters in der Viszeralchirurgie, die dazugehörige klinische Ausbildung und den Einfluss der COVID-19-Pandemie auf das bestehende Programm.ErgebnisseVon den angeschriebenen Kliniken haben 22 (24,7%) eine Rückmeldung gegeben. Hiervon waren 17 (19,1%) Fragebögen auswertbar. Es beteiligten sich 58,8% Universitätsklinika, 17,6% Maximalversorger und 23,5% Schwerpunktkrankenhäuser an der Studie. Der Operationsroboter wurde am oberen Gastrointestinaltrakt (OGIT; 88,2%), am hepatopankreatikobiliären System (HPB; 82,4%) und im kolorektalen Bereich (KRK; 94,1%) sowie bei der Hernienversorgung (35,3%) eingesetzt. Der relative Anteil robotischer Eingriffe am operierten Gesamtkollektiv lag dabei zwischen 0,3% und 15,4%. Die Konversionsraten für 2020 lag im Mittel bei 4,6 ± 3,2%. Die Operationsroboter wurden zum Großteil im interdisziplinären Setting wechselweise mit anderen chirurgischen Disziplinen (82,4%) genutzt. Zu Lehrzwecken stand in sieben Kliniken (41,2%) eine zweite Konsole zur Verfügung. Die Ausbildungsstrukturen waren sehr heterogen und nur 13,2 ± 6,5% der Chirurg*innen pro Klinik waren in das Roboterprogramm involviert. In 82,4% existierten feste Teams, die sich aus Ober‑, Fach- und Assistenzärzt*innen zusammensetzen und in 76,5% wurden Ärzt*innen und Pflegepersonal über klinikinterne Ausbildungsprogramme geschult. Die COVID-19-Pandemie hatte einen Fallzahlrückgang robotischer Eingriffe im Vergleich zu 2019 bei 70% der Kliniken vor allem im zweiten Jahresquartal 2020 (64,7%) zur Folge. Dies wurde auf Personalmangel nichtchirurgischer Disziplinen (Anästhesie 35,3%, OP-Pflege 35,3%, Intensivmedizin 17,6%), interne Regularien (58,8%) und begrenzte Intensiv- oder Überwachungskapazitäten (47,1%) zurückgeführt. Die COVID-19-Pandemie führte in der robotischen Ausbildung teilweise bei der Assistenz am OP-Tisch (23,5%) und der Assistenz an der zweiten Konsole (42,9%) zu einem kompletten Ausbildungsstopp. Ausschlaggebend für diese Entwicklung war überwiegend der Rückgang der Operationszahlen.SchlussfolgerungDie Robotik wird mittlerweile in einem breiten Spektrum der Viszeralchirurgie an Kliniken mit unterschiedlichen Versorgungsschwerpunkten in Deutschland eingesetzt. Der relative Anteil der Eingriffe am Gesamtspektrum ist allerdings noch gering. Roboterassistierte Eingriffe sind expertenfokussiert und es bestehen sehr heterogene Ausbildungskonzepte. Ein Lernerfolg mit konstanten und niedrigen Konversionsraten ist nach wenigen Jahren mit zunehmender Erfahrung zu erkennen. Die COVID-19-Pandemie hatte insgesamt einen negativen Einfluss auf die robotischen OP-Fallzahlen und die damit verbundenen Ausbildungsmöglichkeiten bei freien chirurgischen Personalressourcen. Hier ist eine kreative Gestaltung optimierter Ausbildungsmodalitäten erforderlich.

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