Abstract

HintergrundPatienten mit entzündlich rheumatischen Erkrankungen haben aufgrund ihrer Autoimmunerkrankung, aber auch bedingt durch die immunsuppressive Medikation ein erhöhtes Infektrisiko. Obwohl Impfungen in der Primärprophylaxe von Infektionen bekanntermaßen effektiv sind, ist die Impfrate in Deutschland generell zu niedrig. Wegen des zuletzt zunehmenden, teils epidemieartigen Auftretens von Masern ist die Lebendimpfung gegen Masern in Deutschland seit Kurzem gesetzlich vorgeschrieben.FragestellungWie viele Patienten mit entzündlich rheumatischen Erkrankungen sind aktuell ausreichend gegen Masern geschützt?MethodePatienten mit entzündlich rheumatischen Erkrankungen des Rheumazentrums Ruhrgebiet wurden zwischen Dezember 2017 und Oktober 2018 prospektiv und konsekutiv eingeschlossen. Dabei wurden Daten zu Erkrankung und Therapie auf Ebene von Substanzklassen sowie die Impf- und Infektanamnese erhoben. Alle Angaben zu Impfungen wurden im Impfpass kontrolliert. Antikörpertiter gegen Masern wurden mit ELISA bestimmt. Als Schwellenwert für einen ausreichenden Schutz gegen Masern wurden 150 mIU/ml festgelegt.ErgebnisVon 975 Patienten konnten 540 (55,4 %) einen Impfausweis vorlegen. Bei 201 Patienten mit Ausweis (37,2 %) lagen dokumentierte Impfungen seit Geburt vor. Insgesamt hatten 45 von 267 nach 1970 geborene Patienten (16,9 %) einen suffizienten Impfschutz gegen Masern. Die anamnestischen Angaben zu einer Masernerkrankung in der Kindheit differenzierten nicht zwischen Patienten mit und ohne protektiven Masern-IgG-Antikörpern. Protektive Masern-IgG-Antikörper wurden bei 901 Patienten von 928 Patienten mit Messung der Masern-IgG-Antikörperspiegel (97,1 %) nachgewiesen. Die unterschiedlichen Wirkprinzipien der aktuellen immunsuppressiven Therapie hatten darauf keinen Einfluss.DiskussionDiese Daten zeigen, dass mindestens 2,9 % der Patienten keinen ausreichenden Schutz gegen Masern haben. Interessanterweise hatte die Mehrheit der nach 1970 geborenen Patienten protektive Antikörper trotz fehlenden Impfschutzes gegen Masern. Die Anstrengungen sowohl im primär- als auch im fachärztlichen Bereich sollten dringend verstärkt werden, um eine adäquate Infektionsprophylaxe bei besonders gefährdeten Patienten gewährleisten zu können.

Highlights

  • Patients with inflammatory rheumatic diseases have an increased risk of infections due to the autoimmune disease and due to the immunosuppressive medication

  • Bei den 12 Patienten mit negativem Masernantikörpertiter verneinten 3 Patienten eine Maserninfektion in der Kindheit, 6 konnten sich nicht erinnern, und 3 hatten in der Kindheit Masern gehabt

  • Heijstek MW, Kamphuis S, Armbrust W, Swart J, Gorter S, de Vries LD et al (2013) Effects of the live attenuated measles-mumps-rubella booster vaccination on disease activity in patients with juvenile idiopathic arthritis: a randomized trial

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Zeitschrift für Rheumatologie

Nach Kenntnisstand der Autoren und mündlicher Rückfrage beim RKI gab es bisher bei Patienten mit rheumatischen Erkrankungen auch noch keinen Todesfall durch eine Masernimpfung. In einer prospektiven Studie haben wir vor einigen Jahren die Wirksamkeit standardisierter Impfempfehlungen für verschiedene Patientengruppen mit rheumatischen, in einem rheumatologischen Fachkrankenhaus behandelten Erkrankungen untersucht und berichtet, dass zu wenig empfohlene Impfungen in der täglichen Praxis auch durchgeführt werden [30]. In der hier vorliegenden prospektiven Studie der Routineversorgung eines rheumatologischen Fachkrankenhauses wurde untersucht, welcher Impfschutz gegen das MV bei Patienten mit entzündlich rheumatischen Erkrankungen vorliegt und welche Konsequenzen aufgrund der aktuellen Gesetzeslage daraus gezogen werden können. How well are patients with inflammatory rheumatic diseases protected against measles?

Körperliche Funktiona
Datenlage nach Impfpass
Datenlage nach protektiven Antikörpern
Datenlage nach durchgemachter Masernerkrankung
PaƟenten mit und
Einhaltung ethischer Richtlinien
Findings
Literatur
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