Abstract
Der Einsatz einer Chemotherapie kann ein unabhängiger Risikofaktor für die Thromboseentwicklung bei gynäkologischen Malignompatientinnen sein. In der vorliegenden Studie wurde die Thromboseinzidenz während der first line Cisplatin/Epirubicin/Cyclophosphamid Chemotherapie (PEC) bei 47 Ovarialkarzinom-Patientinnen in einem FIGO-Stadium Ib bis IV untersucht, wobei gleichzeitig serielle Gerinnungsbestimmungen durchgeführt wurden. Zum Screening auf tiefe Venenthrombosen (TVT) kam die Impedanzplethysmographie (IPG) zum Einsatz. Die Diagnose „TVT“ wurde phlebographisch abgesichert. Die Gerinnungsbestimmungen beinhalteten Fibrinogen (Methode nach Clauss), D-Dimer (ELISA), Antithrombin und Protein C (chromogener Substrat-Test) sowie Plasminogen Aktivator Inhibitor Aktivität (PAI Akt.) (uPA-abhängiger chromogener Substrat-Test). Thrombosescreening und Gerinnungsbestimmungen erfolgten vor der Primäroperation sowie vor jedem der 6 Chemotherapiezyklen und 2 Monate nach Chemotherapieende. Nur 6 Patientinnen mit prä- bzw. postoperativer TVT erhielten eine Thromboseprophylaxe (1x3000 anti Xa Einheiten/d s.c. niedermolekulares Heparin Mono Embolex, NOVARTIS) während der Chemotherapie. Die Thromboserate betrug 10,6% (95% Cl: 3,5-23,1). Drei Thrombosen traten nach dem 1., eine nach dem 2. und eine nach dem 4. Therapiezyklus auf. Alle Patientinnen mit Thrombose waren postmenopausal und signifikant älter als Nichtthrombosepatientinnen. Zwischen dem Auftreten einer TVT und dem FIGO-Stadium bestand keine Korrelation. Weder präoperativ noch vor Chemotherapie ergaben sich signifikante Unterschiede innerhalb der Gerinnungsergebnisse für Patientinnen mit und ohne späterer TVT. Fibrinogen und D-Dimer-Werte lagen präoperativ und vor Chemotherapie deutlich oberhalb des Normalbereiches. Während der Chemotherapie kam es zu einem kontinuierlichen und signifikanten Abfall der beiden, aber ohne Normalisierung der Werte. Bei normalen medianen präoperativen Ausgangswerten war die PAI Akt. erst vor und dann auch während der Chemotherapie pathologisch erhöht. Antithrombin und Protein C blieben auch während der Chemotherapie unverändert innerhalb des normalen Referenzbereiches. Bereits vor Chemotherapiebeginn wiesen Patientinnen mit späterer TVT eine deutlich erhöhte PAI Akt. und gleichzeitig pathologisch erniedrigte Protein-C-Konzentrationen auf. Keiner der in dieser Studie seriell bestimmten Gerinnungsparameter erlaubt eine Einschätzung des individuellen Thromboserisikos während PEC Chemotherapie. Während der Chemotherapie entwickelte keine der Patientinnen mit begleitender Heparinprophylaxe eine Re-Thrombose. Angesichts dieser Ergebnisse stellt sich die Frage einer grundsätzlichen Thromboseprophylaxe über die Dauer der PEC-Therapie bei Ovarialkarzinom-Patientinnen.
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