Abstract

Demografische Veränderungen und steigende Lebenserwartungen werden zu einer Zunahme der Inzidenz bösartiger Erkrankungen speziell bei den Älteren führen. Innerhalb eines Jahrzehnts wird Krebs damit als die Nr. 1 sowohl Mortalitäts- als auch Letalitätsstatistiken anführen. Im Gegensatz zu ihrer demografischen und damit auch gesundheitsökonomischen Bedeutung spielen alte Tumorpatienten in der Geriatrie aber auch in der klassischen Onkologie eher eine nachgeordnete Rolle. Dies hat verschiedene Ursachen. Wir wissen, dass die Situation des alten Tumorpatienten häufig vergesellschaftet ist mit verschiedensten Problemen, aber auch Fehl- und Vorurteilen. Deshalb werden ältere Tumorpatienten oft nicht adäquat diagnostiziert und behandelt. Ein weitverbreitetes Vorurteil sagt, dass das Altern selbst einen Hauptrisikofaktor der Tumorbehandlung darstellt, assoziiert mit einer hohen Toxizität und einem schlechten therapeutischen Ergebnis. Aufgrund von Metaanalysen wissen wir jedoch, dass das Alter für sich genommen keinen Risikofaktor darstellt, vielmehr sind es die altersassoziierten aber durchaus individuell erheblich unterschiedlich ausgeprägten physiologischen Veränderungen, insbesondere der renalen und hepatobiliären Ausscheidungskapazität, die zu einer Adaptation der Therapie zwingen [[35], [36]]. Ab dem 70., spätestens dem 75. Lebensjahr tritt eine verminderte Reservekapazität und Kompensationsfähigkeit des Knochenmarkes in Erscheinung. Erhöhte Myelotoxizität und Anämie fallen auf und müssen bei toxischen Therapien supportiert werden. Der rechtzeitige Einsatz von hämatopoetischen Wachstumsfaktoren ist deshalb von entscheidender Bedeutung [[6]]. Unter Beachtung dieser Voraussetzungen scheinen die Behandlungsergebnisse alter und jüngerer Tumorpatienten ausgesprochen vergleichbar. Die bedeutende Rolle für die Prognose der alten Krebspatienten spielen Funktionsstatus und die psychosozialen Begleitumstände, in denen sich die Erkrankungen und Behandlungen vollziehen. Zu ihrer Erfassung stehen validierte Assessment-Instrumente zur Verfügung [[18], [19]], die allerdings ein gezieltes Eingreifen und eine effektive Symptomenkontrolle folgen lassen müssen. Ein ebenfalls weit verbreitetes Vorurteil ist auch, dass alte Krebspatienten nicht behandelt werden wollen. Behandlungswunsch und Lebensqualität sind stark von familiären sowie anderen sozialen Primär- und Sekundärbindungen abhängig. Bislang völlig unterentwickelt ist die Zusammenarbeit zwischen Onkologen und Geriatern. Dabei ist bekannt, dass ein interdisziplinäres Training beider Fachgruppen die rechtzeitige Diagnosestellung, die Therapieentscheidung und den Behandlungserfolg nachhaltig beeinflussen [[10]]. Die aktuelle Situation und die Notwendigkeit zu interdisziplinärem Training aber auch zu verstärkter Forschung im Bereich der geriatrischen Onkologie hat dazu geführt, dass eine interdisziplinäre Arbeitsgruppe „Geriatrische Onkologie“ von Onkologen und Geriatern offiziell beauftragt durch die entsprechenden Wissenschaftlichen Gesellschaften seit Ende 1999 in Deutschland tätig ist [[26], [37]]. In allen Studien, die hinsichtlich älterer Patientinnen (> 70 Jahre) für adjuvante Therapie Stadium II/III kolorektale Karzinome auswertbar waren, konnten keine Unterschiede hinsichtlich klinischem Ergebnis und Überlebensrate in Abhängigkeit vom Alter festgestellt werden. Uneinheitlich wurde lediglich über eine leichte, zumeist nicht relevante gering höhere Schleimhaut- oder Myelotoxizität berichtet. Die Hauptunterschiede im Behandlungsergebnis wurden jedoch durch einen Ausschluss Älterer von der Behandlung bewirkt. Unterrepräsentiert in klinischen Studien aber auch in der Routinebehandlung sind „Ältere“ (bereits ab 55 Jahren und deutlich ausgeprägten > 70 Jahre, extrem ausgeprägt die „Hochaltrigen“ > 80/85 Jahre). Obwohl 61 % der Tumorfälle die in der Gruppe der Älteren (> 65 Jahre) vorkommen, sind nur 32 % dieser Patienten in Chemotherapiestudien repräsentiert [[41]]. Als sicher gilt, dass die Mortalität in der Therapiegruppe unabhängig vom Lebensalter der Patienten günstiger ist [[1]].

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