Abstract

ZusammenfassungHintergrund Hausärzt*innen gelten als gut geeignet, wenn es darum geht, die Informations- und Betreuungsbedürfnisse pflegender Angehöriger zu adressieren. Ziel der vorliegenden Studie ist es, eine Bestandsaufnahme zu leisten, wie Hausärzt*innen ihre Möglichkeiten, pflegende Personen zu unterstützen, einschätzen, welche Schwerpunkte sie setzen und inwieweit sie Herausforderungen erleben. Methoden Mittels Online-Befragung mit schriftlich-postalischem Anschreiben wurden zwischen Februar und Juni 2021 insgesamt 3556 Hausärzt*innen in Baden-Württemberg, Hessen und Rheinland-Pfalz befragt. Aufgrund des explorativen Ansatzes der Studie erfolgte ausschließlich eine deskriptive Datenanalyse. Ergebnisse 68 % der Befragten haben häufig mit pflegenden Angehören zu tun; 77 % halten die Hausarztpraxis als primäre Anlaufstelle für Pflegende und die Pflegekoordination für gut geeignet. Verbreitet kommen Betreuungssituationen zustande, indem Angehörige auf Hausärzt*innen zugehen (89 %). Häufige Inhalte betreffen eine Verschlechterung der Pflegesituation (75 %) und eine Veränderung des Pflegebedarfs (84 %); Beratungsgespräche in der Anfangsphase der Pflege sind seltener (40 %). Bei der Wahrnehmung von Bedürfnissen Pflegender und der Prioritätensetzung zeigen sich Unterschiede zwischen urbanen und ländlichen Ärzt*innen. Landärzt*innen gewichten eine proaktive und psychosoziale Betreuung stärker, wohingegen Ärzt*innen in städtischen Regionen vermehrt auf das Facharzt- und Hilfsnetzwerk setzen. Hausärzt*innen erleben diverse Herausforderungen bei der Betreuung Pflegender, darunter die zeitnahe Organisation passender Entlastungsangebote (87 %), die Vermittlung zu geeigneten Hilfsangeboten (79 %) oder die frühzeitige Identifizierung informeller Pflegepersonen (59 %). Schlussfolgerung Die Hausarztpraxis kann eine zentrale Rolle bei der Unterstützung pflegender Angehöriger spielen. Pflegende sollten frühzeitig vom Praxisteam angesprochen und konsequent an Hilfs- und Unterstützungsangebote verwiesen werden. Zur effektiven Unterstützung einer gelingenden Pflege ist es wichtig, in der triadischen Konstellation die Bedürfnisse Pflegender und Gepflegter gleichermaßen zu berücksichtigen.

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