Abstract

ZusammenfassungWalter Benjamins Abhandlung »Das Leben der Studenten« (1914/15) stellt nicht nur ein aufschlussreiches Dokument der Jugendkulturbewegung, sondern auch einen wichtigen philosophischen Diskussionsbeitrag zur Idee und Aufgabe der Universität dar. In der Kritik der zeitgenössischen Hochschule entfaltet der erst 22 Jahre alte Student das Gegenkonzept einer künftigen Universität, die unter Abweisung aller heteronomen Funktionalisierungen ihre Bestimmung in radikaler und riskanter geistiger Arbeit findet. Diese Vision wurzelt in der strikten Dichotomie von Studium und Beruf, deren Ursprung im deutschen Bildungsidealismus um 1800 liegt, und in der auf Platon rekurrierenden Konzeption des schöpferischen Eros. Das Versprechen lautet, im Zeichen der Jugendbewegung die produktive Synthese von Geist, Eros und Jugend zu restituieren.Der Beitrag umreißt, nach einem Kommentar zu dieser wenig beachteten Arbeit (I.), den zeitgenössischen Kontext sowie die Grundlinien der Ideengeschichte zwischen Kant, Fichte und Nietzsche, auf die Benjamin mit seinem Konzept rekurriert (II.). Im Zentrum steht jedoch der von der Konstellationsforschung inspirierte kritische Vergleich mit den Universitätskonzepten, die zwischen 1917 und 1923 von Max Weber, Martin Heidegger und Karl Jaspers entwickelt worden sind (III.–V.) Zwar handelt es sich nicht um eine Debatte im eigentlichen Sinn. Dennoch erlaubt es die Rekonstruktion dieser ideengeschichtlichen Konstellation, die Widersprüche und Defizite, aber auch das Erkenntnispotenzial und die mögliche Aktualität von Benjamins Abhandlung vor einem erweiterten Horizont präzise greifbar zu machen.

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