Abstract

Angesichts dramatisch ansteigender Sectioraten und einer zunehmenden Frequenz an Geburtseinleitungen wird die Geburtseinleitung nach vorausgegangenem Kaiserschnitt ein immer häufigeres Problem in der Geburtshilfe. Klinisch bedeutend sind die Kontraindikationen und die medizinischen und logistischen Voraussetzungen für eine Geburtseinleitung nach vorausgegangenem Kaiserschnitt. Die Erfolgsrate einer vaginalen Geburt nach Sectio liegt zwischen 60 und 85 %; prädiktive Faktoren für den Erfolg einer Geburtseinleitung sind vor allem: Vorausgegangene vaginale Geburt, Geburtsgewicht unter 4000 g, BMI < 30, spontane Wehentätigkeit und Indikationen bei der vorausgegangenen Sectio nicht Geburtsstillstand/Kopfmissverhältnis. Entscheidend für die mütterliche und neonatale Morbidität und Mortalität ist, ob die Geburtseinleitung nach Sectio erfolgreich ist oder nicht, und dann eine sekundäre Re-Sectio notwendig wird. Andererseits müssen die Langzeitfolgen wiederholter Kaiserschnitte mit dem erhöhten Risiko für perinatale Komplikationen (Placenta accreta, Placenta praevia) in Betracht gezogen werden. Korrespondierend zu der Rate an Uterusrupturen ist die perinatale Mortalität und die Rate an hypoxisch-ischämischen Enzephalopathien nach Geburtseinleitung höher als nach einer elektiven Re-Sectio. Die Rate an Uterusrupturen nach Geburtseinleitung, insbesondere nach Anwendung von Prostaglandinen, ist deutlich erhöht und liegt bei bis zu 2,5 %, ohne Geburtseinleitung unter Wehen zwischen 0,3 und 0,7 %, bei einer elektiven Re-Sectio bei ≤ 0,1 %. Inzwischen wurden verschiedene Risikofaktoren für eine Uterusruptur bei Geburtseinleitung nach Sectio identifiziert. Zur Geburtseinleitung mit Oxytocin und/oder Prostaglandin E2 versus dem Abwarten spontaner Wehen liegen in der Literatur widersprüchliche Ergebnisse vor. Um das tatsächliche Risiko der Uterusruptur bei der einen oder anderen Vorgehensweise zu evaluieren, bedarf es randomisierter Studien mit einer adäquaten Fallzahl; bisher fehlen aber diesbezügliche Empfehlungen mit hoher Evidenzstärke. In Deutschland ist die Anwendung von Prostaglandinen zur Geburtseinleitung durch die soeben publizierten Leitlinien der Deutschen Gesellschaft geregelt; entsprechend den Empfehlungen der ACOG besteht bei Geburtseinleitung mit Prostaglandinen ein erhöhtes Risiko für Uterusrupturen, daher sollte eine Geburtseinleitung mit Prostaglandinen, sofern notwendig, nur nach klar definierter, medizinischer Indikation und nach einem ausführlichen Aufklärungsgespräch durchgeführt werden. Bei entsprechender medizinischer Indikation ist der Patientin als Alternative eine elektive Re-Sectio anzubieten.

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