Abstract

Fragestellung: Zur Unterstützung von Therapieentscheidungen werden international zunehmend medizinische Entscheidungshilfen (sog. decision aids) eingesetzt. Damit soll die aktive Teilnahme von Patienten am Entscheidungsprozess gestärkt werden. In Deutschland ist der Einsatz von Entscheidungshilfen wenig verbreitet. Eine neu entwickelte Entscheidungshilfe für Frauen mit T1-Tumoren der Brust enthält ausführliche Informationen sowohl zur brusterhaltenden Therapie als auch zur Brustentfernung, um der Patientin bei der Entscheidung für eine der Therapieoptionen zu helfen. Wir untersuchten, wie Patientinnen und Ärzte[*] die Entscheidungshilfe und ihre Einsatzmöglichkeiten bewerten. Material und Methodik: Die Entscheidungshilfe wurde niedergelassenen Frauenärzten sowie Ärzten und Patientinnen mit neu aufgetretenen T1-Tumoren in gynäkologischen Abteilungen und Mitgliedern einer Selbsthilfegruppe vorgelegt. In einer Querschnittsuntersuchung wurden Bewertungen der Entscheidungshilfe und die Möglichkeit der Implementierung im klinischen Alltag ermittelt. Die erhobenen Daten wurden deskriptiv analysiert. Ergebnisse: Im vorgegebenen Studienzeitraum nahmen 18 Patientinnen aus 5 Brustzentren und 42 Mitglieder der Selbsthilfegruppe, 11 Ärzte und Psychoonkologen aus den Kliniken sowie 150 niedergelassene Frauenärzte teil. Der Einsatz einer Entscheidungshilfe wurde von den Teilnehmern aus allen Gruppen positiv bewertet. Sowohl Ärzte in Brustzentren als auch niedergelassene Fachärzte können die Entscheidungshilfe im klinischen Alltag einsetzen. Als geeigneter Zeitraum für die Übergabe an die Patientin wurden zumeist 4–14 Tage nach endgültiger Diagnose und vor Abschluss der Therapieplanung angegeben. Bei den Niedergelassenen wurde als Übergabezeitpunkt das Zweitgespräch nach Diagnose favorisiert. Schlussfolgerungen: Die untersuchte Entscheidungshilfe wird positiv bewertet. Strukturierte Nutzungsanleitungen sind vermutlich hilfreich, um einen regelmäßigen Einsatz von Entscheidungshilfen im klinischen Setting zu gewährleisten. Eine Übersetzung der Broschüre in Sprachen der großen Migrantengruppen in Deutschland ist empfehlenswert.

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