Abstract

Desorientierung kann ein frühes Merkmal eines Delirs sein. Für die Überwachung eines Delirs testet die im deutschsprachigen Raum weit verbreitete „Confusion Assessment Method for Intensive Care Unit“ (CAM-ICU) die Orientierung nicht, da intubierte Intensivpatienten sich nicht verbal äußern können. Die Mehrheit der Patienten auf deutschen Intensivstationen ist aber nicht beatmet, sie könnten hinsichtlich ihrer Orientiertheit befragt werden. Die vorliegende Studie untersuchte, ob sich durch das Kriterium „Desorientierung“ bei extubierten Patienten im Vergleich zur CAM-ICU divergierende Befunde ergeben und ob sich die Sensitivität der CAM-ICU durch Kombination mit dem Merkmal „Desorientierung“ („CAM-IMC“) erhöhen lassen. Insgesamt 86 gepaarte Untersuchungen fanden bei 50 extubierten Patienten statt. Ein Delir fand sich bei 19,8 % (n = 17) aller Untersuchungen. Die CAM-ICU hatte eine Sensitivität von 71 % (95%-KI: 44–90 %) und eine Spezifität von 100 % (95–100 %). Für „Desorientierung“ als alleiniges Delir-Merkmal fand sich eine Sensitivität von 77 % (50–93 %) und eine Spezifität von 93 % (89–100 %). Die CAM-IMC erreichte eine Sensitivität von 88 % (64–99 %) bei einer Spezifität von 100 % (95–100 %). Die „Receiver-Operating-Characteristics(ROC)-Analyse“ fand mit einer „area under the curve“ (AUC) von 0,941 (95%-KI: 0,851–1,000) für die CAM-IMC den höchsten Wert im Vergleich zu den anderen Delir-Tests (CAM-ICU, AUC 0,853 [0,720–0,986]; Desorientierung, AUC 0,868 [0,745–0,991]). Diese Arbeit unterstreicht die Wertigkeit des Merkmals „Desorientierung“ für Delir-Tests bei verbal kommunikationsfähigen Patienten und erklärt einige diskrepante Beurteilungen schwierig einzuschätzender Patienten in der täglichen Praxis. Die CAM-IMC scheint als Delir-Test für extubierte Patienten günstigere Eigenschaften als die CAM-ICU zu haben und sollte eingehender überprüft werden.

Highlights

  • Disorientation may present as a warning sign of developing delirium

  • they could be examined for their orientation

  • This study was carried out to investigate whether the delirium feature

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Summary

Bedeutung der Desorientierung bei der Delireinschätzung

Ulf Guenther1,2 · Mirko Wolke1,2 · Hans-Christian Hansen3 · Nicole Feldmann1 · Anja Diers1 · Oliver Dewald2,4 · E. Die CAM-ICU hatte eine Sensitivität von 71 % (95%-KI: 44–90 %) und eine Spezifität von 100 % (95–100 %). Für „Desorientierung“ als alleiniges Delir-Merkmal fand sich eine Sensitivität von 77 % (50–93 %) und eine Spezifität von 93 % (89–100 %). Die CAM-IMC erreichte eine Sensitivität von 88 % (64–99 %) bei einer Spezifität von 100 % (95–100 %). Die „Receiver-Operating-Characteristics(ROC)-Analyse“ fand mit einer „area under the curve“ (AUC) von 0,941 (95%-KI: 0,851–1,000) für die CAM-IMC den höchsten Wert im Vergleich zu den anderen Delir-Tests (CAM-ICU, AUC 0,853 [0,720–0,986]; Desorientierung, AUC 0,868 [0,745–0,991]). Diese Arbeit unterstreicht die Wertigkeit des Merkmals „Desorientierung“ für Delir-Tests bei verbal kommunikationsfähigen Patienten und erklärt einige diskrepante Beurteilungen schwierig einzuschätzender Patienten in der täglichen Praxis.

Hintergrund und Fragestellung
Studiendesign und Untersuchungsmethoden
Kein Delir
Datenverarbeitung und Analyse
Vigilanz und Analgesie
Einhaltung ethischer Richtlinien
Literatur
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